Der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main war für drei Tage Gastgeber der Halbjahrestagung der Airport Regions Conference (ARC). 50 Vertreter aus über 20 Flughafenregionen in der Europäischen Union trafen sich vom 2. bis zum 4. Juni in Frankfurt zusammen und vertieften ihre seit 10 Jahren praktizierte Zusammenarbeit.
Die Halbjahrestagung beschloss ein Arbeitsprogramm zur Fluglärmminderung. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe der Flughafenregionen Rhein-Main, Wien, Barcelona, Schiphol/Amsterdam, Oslo, Dublin und West Sussex (London-Gatwick) werden in den kommenden zwei Jahren vorliegende Grundlagenuntersuchungen und bereits praktizierte Verfahren zu Lärm mindernden An- und Abflugverfahren ausgewertet, verglichen und auf ihre Anwendbarkeit in den Partnerregionen hin untersucht. Eine Verankerung des Projektes im EU-Förderprogramm INTERREG III C wird von den Partnern angestrebt.
Einerseits sollen spezifisch angepasste An- und Abflugverfahren, die die Lärmbelastung für die Bewohner der Regionen spürbar senken, zusammengetragen und auf ihre lokale Anwendbarkeit hin geprüft werden und andererseits die nicht weniger wichtige Frage nach den Möglichkeiten der regionalen Konsensfindung vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher Belastungen innerhalb der Regionen behandelt werden.
Bei der Umsetzung des Projektes wird der Planungsverband eng mit Partnern in der Region zusammenarbeiten, die sich bereits eingehend mit der Thematik beschäftigen, wie dem Regionen Dialogforum und der Fluglärmkommission.
Der Planungsverband wird die ARC künftig in zwei bedeutenden Beratungsgremien der EU vertreten: die "European Commission Noise Steering Group" und die "European Commission Working Group on Aircraft Noise". "Die Vorgaben der EU werden für die Planung immer entscheidender. Nun sitzt die Region Rhein-Main mit am Tisch, wenn in Brüssel über Lärmschutzrichtlinien und Nachtflugverbote gesprochen wird. Das ist ein großer Erfolg", meinte der Erste Beigeordnete des Planungsverbandes, Jens Scheller.
Die ARC will mit ihrer Arbeit auch dazu beitragen, für die Flughafenregionen Transparenz hinsichtlich der verschiedenen Ausbauvorhaben zu schaffen. "Die kommunale Seite ist bei der Beurteilung der Situation ihrer Flughäfen allzu oft auf die Äußerungen der jeweiligen Flughafenbetreiber angewiesen. Angesichts der enormen Bedeutung und wirtschaftlichen Konkurrenz der internationalen Flughäfen untereinander, ist diese Ebene eminent wichtig zu einer realistischen Einschätzung der jeweiligen lokalen Situation."
"Der Planungsverband sieht sich darüber hinaus auch als Interessensvertreter der Region Frankfurt/Rhein-Main zur Bewahrung Lärm bezogener Landegebühren, die effektiv verhindern, dass besonders laute Zivilflugzeuge auf dem Frankfurter Flughafen landen," führte Jens Scheller weiterhin aus. Bereits im vergangenen Jahr wurde auf Vorschlag des Verbandes von der ARC ein Positionspapier zu dem Entwurf für eine EU-Richtlinie über die "Festlegung eines Gemeinschaftsrahmens für die Lärmeinstufung ziviler Unterschallflugzeuge zur Berechnung von Lärmentgelten" beschlossen. Darin stellt die ARC fest, dass diese Richtlinie - abgesehen von der Festlegung minimaler Standards - nicht die Qualität der vorhandenen Geräuschberechnungssysteme beeinflussen sollte, die fortschrittlicher sind als das System, welches die Kommission vorschlägt. Die ARC fordert vielmehr, dass bereits bestehende, alternative Lärmentgeltsysteme an Flughäfen beibehalten werden können, sofern sie weitgehender sind als das in dieser Richtlinie vorgesehene Lärmentgeltsystem.
Die Tagung begann am Mittwoch, dem 2. Juni, mit einer Begrüßung durch den Verbandsdirektor des Planungsverbandes Stephan Wildhirt. Am Donnerstag, dem 3. Juni, tagten die Mitgliederversammlung und die vier thematischen Arbeitsgruppen. Die Tagung befasste sich auch eingehend mit der Situation der Flughafenregionen Barcelona - El Prat, Stockholm und Glasgow.
Der Freitag, 4. Juni, war einer Informationsfahrt durch die Region vorbehalten. Zunächst diskutierten die Sitzungsteilnehmer in Raunheim mit dem Vorsitzenden der Fluglärmkommission Bürgermeister Thomas Jühe und Thomas Norgall vom Bund für Umwelt- und Naturschutz über die Flughafenregion Frankfurt/Rhein-Main. Anschließend folgte am Flughafen eine Diskussion mit Frau Reinhard-Lehmann, Fraport AG und Andreas Helfer, Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH über die Perspektiven des Flughafens Rhein-Main. Nach dem Mittagessen konnten die Tagungsteilnehmer den Flughafen Frankfurt ausführlich besichtigen.
"Die Tagung war ein großer Erfolg," resümierten abschließend der ARC-Generalsekretär Richard Mead und Jens Scheller gleichermaßen. Darüber hinaus dankte Jens Scheller den Referenten, sowie der Fraport AG und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund für die gewährte Unterstützung.
Hintergrund: Die Airport Regions Conference
Seit 1994 gibt es die Airport Regions Conference (ARC), einen Zusammenschluss von nunmehr 29 Regionen und Großstädten in der EU, in denen große internationale Flughäfen liegen. Seit 1999 ist die Region Rhein-Main als Mitglied vertreten.
Die in Brüssel ansässige ARC stellt sich insbesondere folgenden Aufgaben:
- die Stärkung des Einflusses der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften als aktive Partner bei der Gestaltung des europäischen Luftverkehrs;
- die europaweite Kooperation bei der Verfolgung von Zielen, die von allgemeinem Interesse sind sowie
- Initiativen zum gegenseitigem Austausch von Informationen und Erfahrungen.
Einmal im Jahr wird eine Generalversammlung abgehalten. Weitere Beschlussgremien der ARC sind das "Executive Committee", dessen Mitglieder ein politisches Mandat in der jeweiligen Mitgliedsregion haben müssen, und ein "Steering Committee" auf Mitarbeiterebene für die laufenden Aufgaben. Zu diesen gehört die Arbeit in Arbeitsgemeinschaften (AG) zu den Themen:
- Wirtschaft und Arbeitsplätze,
- Verkehr und landseitige Erschließung, >
- Umwelt
- Flächennutzungsplanung.
Sitz der Vereinigung ist Brüssel und Sitz des Sekretariats Chichester, West Sussex, England. Vertreter der Region Frankfurt/Rhein-Main im Executive Committee ist der Erste Beigeordnete des Planungsverbandes, Jens Scheller. Weitere Informationen unter http://www.airportregions.org
Fluglärmkommission Ffm Regionalentwicklung Rhein-Main Fluglärm-Entlastungskonzept Raunheim