Übersicht
- "Landebahn West" - die Konsequenzen für unsere Stadt
- "Landebahn West" nur von abends, nachts, morgens? Kein Grund zur Beruhigung!
- Ergänzungsflugroute in Richtung Süden? Auch kein Grund zur Beruhigung!
- Was von den vorgelegten Berechnungen zu halten ist
1. Landebahn West - die Konsequenzen für unsere Stadt
Die Folgen der "Landebahn West" für den Kreis Offenbach werden im Fluglärmentlastungskonzept Raunheim immer nur ganz am Rande, oder auch gar nicht, erwähnt. Doch es ist ganz einfach:
Der Lande-Fluglärm wandert so von Raunheim zur Startbahn West, der Startbahn-West-Fluglärm wird dafür in den Kreis Offenbach verschoben - vor allem Dietzenbach und Heusenstamm, aber auch Dreieich und Neu-Isenburg wären betroffen.
Wenn sich die Zahl der Starts in Richtung Osten verdoppelt, heißt das: doppelt so viele Flüge über Dietzenbach wie bisher?
Viel schlimmer! Die "zusätzlichen" Starts in Richtung Osten werden keinesfalls gleichmäßig auf alle Startrouten verteilt. Fast alle Flugzeuge, die jetzt von der Startbahn West starten, fliegen in südliche Richtung weiter. Bei Start in Richtung Osten würden die meisten dieser Flüge über die Flugroute am westlichen Rand von Dietzenbach (Route 07-S lang) geführt.
Ein kleinerer Teil der zusätzlichen Flüge könnte auch über die Flugroute 07-S kurz, die Dreieich-Buchschlag und Langen berührt, geleitet werden. Doch besonders die schweren und damit besonders lauten Maschinen und alle Nachtflüge würden nur auf der Dietzenbacher Route stattfinden, denn die Dreieich-Route ist für diese Flüge nicht zugelassen.
Heute: pro Tag ca. 400 Starts von Startbahn West, maximal 300 in Richtung Osten (24 Stunden mit Betriebsrichtung Ost). Quelle: Fraport Fluglärmreport |
Morgen alle (700) Starts in Richtung Osten - 250 oder mehr auf der Dietzenbacher Route ? |
Geht man von einem Mittelwert von 700 Starts pro Tag aus, würden etwa 400 zusätzliche Starts in Richtung Osten anfallen. Eine mögliche Aufteilung auf die nach Süden führenden Flugrouten könnte sein: 250 auf die Dietzenbacher Route, 100 auf die Dreieicher Route. Das ergäbe 250 Flüge für Dietzenbach pro Tag statt jetzt im Mittel 25: 10 mal mehr! Also eine Zunahme des Lärms um 10 (!!) Dezibel. Fluglärm satt - in Spitzenzeiten alle 2-3 Minuten ein Fluglärmereignis! ( )
2. "Landebahn West" nur abends, nachts, morgens? Kein Grund zur Beruhigung!
In letzter Zeit wird bei der Vorstellung der Raunheimer Pläne beruhigend gesagt, dass die Landungen auf Startbahn West nur für die "Randzeiten" (Abend- und Nachtstunden, frühe Morgenstunden) gelten sollen. Was genau Randzeit sein soll, wird nirgendwo ganz konkret gesagt. Im Konzept-Papier war die Zahl 18-9 Uhr zu finden. Nach neuesten Jühe-Aussagen (vom 2.9.04) soll es um einen Zeitraum von 21 - 7 gehen.
Das hieße für Dietzenbach: Tagsüber ändert sich nichts. Aber: gerade die Stunden des Tages, wo man auch in Dietzenbach zu Hause den Feierabend genießen oder schlafen möchte, wären dann von einer ganz massiven Lärmzunahme betroffen! Und das ist ebenso wenig akzeptabel wie der ganztägige Betrieb! Besonders böse Falle: dem Dauerschallpegel, dem offiziellen Maß für die Lärmbelastung, würde man die tatsächliche Mehrbelastung in den betroffenen Randeiten nicht ansehen. Er wird nämlich über den ganzen Tag gemittelt und fällt deshalb viel kleiner aus als er in den Zeiten mit "Landebahn West"-Betrieb tatsächlich wäre. So entstehen auf den ersten Blick "besser aussehende" Zahlen für die Mehrbelastung. Aber die Menschen können den den Lärm leider nicht mitteln!
Nachts ruhig schlafen könnte man bei Verwirklichung der neuen Betriebsart in Dietzenbach erst recht nicht mehr. Schon jetzt ist der Dauerschallpegel in den Nachtstunden in Teilen Dietzenbachs hart an der Grenze dessen, was nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz erlaubt wäre. Praktisch sieht es so aus, dass zwischen 23 Uhr bis weit nach zwei Uhr schwere und niedrig fliegende Maschinen mit 70 Dezibel und mehr über das Stadtgebiet donnern und die Menschen beim Einschlafen stören oder aufwecken. Hören Sie selbst:
Original-Überflug in Dietzenbach nachts (MP3-Format).
Wenn die Startbahn West zum Starten ausfiele, würde sich die Zahl dieser Nachtflüge noch einmal mindestens verdoppeln. Und im Gegensatz zu Raunheim hat in Dietzenbach niemand Anspruch auf Lärmschutzfenster. Na dann: Gute Nacht!
Der Vorschlag, nur in Randzeiten auf der Startbahn West zu landen, entstand auch nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern ist technisch bedingt. Heute ist es (noch) nicht möglich, zu den Spitzenzeiten am Tage alle Landungen auf der Startbahn West abzuwickeln. Eine neuen Anflugregelung, durch die die Kapazität eingeschränkt würde, würde Fraport aber nie akzeptieren. In den Randzeiten, wo etwas weniger Verkehr ist, besteht das Kapazitätsproblem nicht.
Doch durch technische Verbesserungen kann die Zahl der Landungen in Zukunft gesteigert werden. Wenn die Startbahn West erst einmal zum Landen freigegeben (dazu braucht man ein Planfeststellungsverfahren) ist, gibt es keine Obergrenze mehr: man kann dann die Zahl der möglichen Landungen entsprechend den technischen Möglichkeiten erhöhen und so die Zeiten für die neue Betriebsrichtung immer weiter ausdehnen!
3. Ergänzungsflugroute in Richtung Süden? Auch kein Grund zur Beruhigung!
Mögliche Ergänzungsflugroute 07-S lang Neu. Quelle: FER. >> Bild vergrössern |
In den Präsentationen zum Jühe-Plan findet man einen Vorschlag für eine ergänzende Flugroute in Richtung Süden, die um Heusenstamm herum und dann an Rodgau vorbei führt. Der Vorschlag wird als mögliche Lösung genannt, um die Zunahme des Lärms für Dietzenbach abzumildern. (siehe Bild links)
Ist Dietzenbach damit aus dem Schneider? Leider nicht! Erstens soll die neue Flugroute der "gerechteren Verteilung" der Lärmzunahme dienen. Die zusätzlichen Flüge würden also irgendwie zwischen der alten und der neuen Route aufgeteilt: im günstigsten Fall wären es dann in Dietzenbach 125 statt 250 Flüge pro Tag und nur 5 Dezibel mehr Lärm. Das wäre leichter durchzusetzen als 10 Dezibel, ist aber für die Betroffenen immer noch eine unakzeptable Zunahme!
Zweitens gibt es keine Experten-Aussage (z.B. von der DFS) darüber, ob diese neue Route überhaupt technisch machbar wäre und genehmigt würde. Die ausgefeilten Schlenker, mit denen auf der Zeichnung die Flugzeuge haarscharf um die bewohnten Gebiete herumgeführt werden, werden in der Praxis bestimmt nie eingehalten werden (viele Flugzeuge schaffen ja nicht einmal die "einfache" Kurve in der Dietzenbacher Route). Der Flugweg würde außerdem verlängert.
Und drittens würde die neue Route Heusenstamm und Obertshausen zusätzlich und Rodgau ganz neu belasten. Diese Städte würden gegen eine solche Idee bestimmt Widerstand leisten. Es steht also in den Sternen, ob diese Route jemals verwirklicht werden könnte. Statt darauf zu vertrauen, sollte man lieber versuchen, die Umverteilungspläne zu verhindern.
4. Die vorgelegten Berechnungen - besser nicht darauf vertrauen!
Bei der Präsentation des "Fluglärmentlastungskonzeptes Raunheim" wird regelmäßig eine bunte Tabelle gezeigt, in der für alle von der Lärm-Umverteilung betroffenen Städte aufgeführt ist, wieviele Menschen mehr belastet oder entlastet werden und um wieviele Dezibel. ( Tabelle Entlastung/Belastung)
Diese Tabelle ist mit äußerster Vorsicht zu genießen. Weder das Berechnungsverfahren noch die Annahmen, auf denen die Berechnungen beruhen, sind angegeben. Zum Beispiel fehlen so "unwichtige" Details wie für welchen Zeitraum die Berechnung gilt, welche Verteilung der Flüge auf die Flugrouten man angenommen hat und ob zusätzliche Flugrouten oder neue Anflugverfahren brücksichtigt sind.
Die Werte, die hier für Städte im Kreis Offenbach angegeben werden, sind nicht nachvollziehbar, unplausibel oder fehlen einfach. So wird in der letzten bekannten Version der Tabelle für Dietzenbach eine Lärmzunahme von 0,5 bis maximal 3 Dezibel angegeben - für ca. 8000 Menschen.
Sollen es nun 0,5 dB oder 3 dB sein? 0,5 dB wären 12,5% Steigerung (der Überflüge), was nicht sehr stören würde, 3 dB dagegen eine glatte Verdoppelung. Da das nach Jühes Ansicht aber alles nur "leichte Mehrbelastung" ist, muss man es wohl nicht genauer angeben. Heusenstamm wird in der Tabelle gar nicht erwähnt, obwohl jedes Flugzeug, was nach Dietzenbach kommt, garantiert vorher in Heusenstamm vorbeigekommen ist!
Doch wie kommt man zu 3 dB? Unsere einfach nachvollziehbare Schätzung der Mehrbelastung von Dietzenbach für einen kompletten Ostwindtag mit Landebahn West liegt bei einer Verzehnfachung des Lärms - 10 dB mehr statt maximal 3. Außerdem hat Dietzenbach 35000 Einwohner. Fast alle Dietzenbacher können ein startendes Flugzeug hören, die einen lauter, die anderen leiser, je nachdem, wie weit sie von der (tatsächlichen) Flugroute weg sind. Wird die Flugroute mehr genutzt, wird es natürlich für alle Dietzenbacher entsprechend lauter, nicht nur für 25 Prozent.
Da ist also irgendein Trick bei der Berechnung, und mit gutem Grund wird er uns nicht verraten. Der berechnete Wert könnte zum Beispiel dadurch entstehen, dass man nur "die Randstunden" nimmt, dann den Lärm über das ganze Jahr mittelt und zum Schluss nur die Einwohner zählt, bei denen der Lärm über einer gewissen Schwelle liegt. Die tatsächliche Belastung zu Zeiten, wo nach dem neuen Verfahren geflogen wird, gibt dieser Wert nicht wieder. So wird die Bevölkerung gezielt über die zu erwartende Belastung getäuscht!
Wir fordern daher:
Die Jühe-Formel, samt aller Eingabedaten, muss auf den Tisch, damit wenigstens Experten die Berechnungen überprüfen können!
Aber auch wenn die Formel bekannt ist: die Bürgerinnen und Bürger interessiert nicht, wieviele von ihnen nach irgendwelchen Berechnungsformeln für mehr oder weniger belästigt gehalten werden!
Wir wollen für alle eventuellen Flugrouten-Planungen wissen:
Da jeder hier den Lärm eines Flugzeugs aus eigener Anschauung kennt, kann er/sie dann selbst beurteilen, was eine Mehrbelastung bedeuten würde.
Lesen Sie zu diesem Thema auch:
- Nach welchen Regeln plant die Fluglärmkommission, den Lärm zu verteilen?
- Fluglärmentlastungskonzept Raunheim - die technischen Pläne
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