Egal, wie das Fluglärmverteilungskonzept am Ende aussehen wird: der Lärm nicht weniger, wird aber breiter verteilt werden. In einigen stark belasteten Städten mag sich die Situation zwar etwas verbessern, attraktive Wohngebiete werden daraus aber noch lange nicht. Dafür werden zahlreiche bisher weniger oder gar nicht betroffene Gebiete mehr oder neu belastet. Der Ärger wird in diesen Gebieten sehr groß sein, weil die meisten Menschen solche aufgezwungenen Veränderungen ihrer Umwelt zum Negativen gar nicht leiden können.
Durch eine flächendeckende Verlärmung wird die ganze Region zum Wohnen unattraktiver. Wer mobil ist und es sich leisten kann, wird aus belasteten Gebieten oder gleich ganz aus der Region wegziehen - oder gar nicht erst hin ziehen. Die Unsicherheit, ob ein heute fluglärmfreier Ort es auch morgen noch sein wird, macht die Investition in eine Immobilie riskant. Besonders junge Familien, die sich mit dem Bau eines Hauses langfristig binden auf eine intakte Umwelt für ihre Kinder Wert legen, werden abgeschreckt.
Auch für die Wirtschaft hat eine Verschlechterung der Umweltqualität durch großflächige Verlärmung und Belastung mit Schadstoffen negative Folgen. Die von allen Regionen umworbenen hochqualifizierten Fach- und Führungskräfte, die wählen können wo sie arbeiten möchten, werden nicht in einem Fluglärmgebiet und auch nicht in einem Fluglärmerwartungsgebiet leben wollen. Unternehmen, die auf diese Mitarbeiter angewiesen sind, werden folgen und sich lieber in attraktiveren Gebieten ansiedeln. Beide Gruppen werden den Kommunen als Steuerzahler fehlen.
Die Immobilienwerte in verlärmten Gebieten werden fallen , vielleicht nicht sofort, aber doch mittelfristig. Noch ist der Immobilien- und Wohnungsmarkt in der Region angespannt. Deshalb finden auch Objekte mit Schönheitsfehlern - wie Lärmbelastung - einen Abnehmer. Doch wenn die Bevölkerung nicht mehr wächst und sich der Markt entspannt, sieht das anders aus. In vielen Städten im Osten mit Bevölkerungsrückgang, wo Käufer und Mieter wählen können, stehen lärmbelastete Wohnungen leer . Durch die demografische Entwicklung wird dieser Effekt spätestens in zehn Jahren auch im Rhein-Main-Gebiet wirksam werden. Kommen dann noch weitere Strukturprobleme hinzu, ist die Abwärtsspirale programmiert.
Über Zukunftsprognosen kann man diskutieren. Doch ein negativer Effekt der "Demokratisierung des Lärms" ist sicher. Wenn die Umverteilungspläne für den Fluglärm erst einmal bekannt (und verstanden) sind, wird in der Region ein Streit "jeder gegen jeden" ausbrechen , zwischen Kommunen, Privatpersonen und sogar Bürgerinitiativen. Denn: beim Fluglärm hört die Freundschaft auf, wie beim Geld. Nicht umsonst möchte Jühe seinen Masterplan hinter verschlossenen Türen aushandeln lassen. Dann können die betroffenen Bürger keinen Aufstand dagegen veranstalten - wenn sie es merken, was da passiert, ist es zu spät.
Wie es aussieht, wenn in einer Region der Kampf "jeder gegen jeden" um die besten (=ruhigsten) Plätze im Fluglärmpoker ausbricht, kann man ansatzweise in Zürich verfolgen. In Zürich wurde der Streit durch externe Umstände ausgelöst, die Änderungen bei den Flugrouten zwingend notwendig machen. Der Versuch, in einem groß angelegten Mediationsverfahren einen Konsens zu finden, scheiterte kürzlich, noch bevor das Verfahren richtig begonnen hatte. Will sich die Rhein-Main-Region wirklich freiwillig in einen solchen Konflikt begeben?
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