Regierungspräsidium verlangt von Ticona Sicherheitsmaßnahmen gegen Flugzeugabsturz
Will man das Problem "Risiko Ticona" so aus der Welt schaffen?
Von: @cf <2005-07-15>
Das Regierungspräsidium verlangt offenbar von Ticona weitreichende Sicherheitsmaßnahmen, um die Folgen eines möglichen Flugzeugabsturzes auf das Werk im aktuellen Flugbetrieb zu mindern. Die einfachste Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit, die Verlegung der gefährdenden Flugroute, will offenbar keiner - sie würde den Ausbau gefährden.

Das Regierungspräsidium Darmstadt setzt offenbar die Ticona massiv unter Druck, die Produktionsanlagen gegen einen möglichen Flugzeugabsturz zu sichern. Wie im "Rüsselsheimer Echo" vom 14.7.2005 zu lesen war, soll das RP mitgeteilt haben, dass sich "Ende Juli mehrere Gutachter treffen sollen, um über die Sicherheit des Werkes zu beraten". Angeblich soll dabei auch über alternative Flugrouten geredet werden. Die Ticona hat laut dem RP-Sprecher inzwischen selbst ein Sicherheitsgutachten in Auftrag gegeben.

Mögliche Maßnahmen, zu denen die Ticona eventuell gezwungen werden soll, sind die Verlegung einiger Produktionsbereiche, die Verringerung des Personals in gefährdeten Bereichen oder die Einbunkerung gefährlicher Stoffe. Seit Monaten gibt es Gerüchte, dass mit der Ticona über solche Maßnahmen verhandelt wird. Für das Chemiewerk würden diese Maßnahmen erhebliche Eingriffe in den Produktionsprozess bedeuten. Im Endeffekt könnte das bedeuten, dass man das Werk - gegen Zahlung einer entsprechenden "Abfindung" - lieber gleich verlegt.

Das Mittel, mit dem das RP Druck auf Ticona ausübt, ist ein vom RP in Auftrag gegebenes Gutachten des TÜV Pfalz über das Risiko durch den aktuellen Flugbetrieb (die Ticona wird bei West-Betriebsrichtung pro Jahr von ca. 60 000 startenden Flugzeugen überflogen). Im Mai 2005 wurde das Gutachten im Landtag vorgestellt, veröffentlicht ist es immer noch nicht. Ergebnis: auch die Ist-Situation ist schon zu gefährlich. Alle 61400 Jahre (im günstigsten Fall) sei statistisch mit einem Absturz auf das Werksgelände zu rechnen, der dieselben Folgen hätte wie ein Absturz beim Anflug auf die geplante Nordwestbahn: Totalverlust des Werkes und mehr als 100 Tote.

Die naheliegendste Maßnahme, das Risiko eines Flugzeugabsturzes auf das Chemiewerk zu vermindern, wäre es nicht mehr zu überfliegen. Genau dies hatte bereits die Störfall-Kommission in ihrer Risiko-Analyse gefordert. Laut Gutachten des TÜV Pfalz ließe sich das Risiko auf 1: 1 000 000 verringern, wenn man die jetzige Flugroute verlegen und die Flugzeuge südlich an der Ticona vorbeiführen würde (z.B. entlang der jetzigen Route "Tabum Nacht").

Doch eine Verlegung der Flugroute will offenbar keiner: die DFS nicht, das Regierungspräsidium nicht, die hessische Landesregierung schon gar nicht und das Bundesverkehrsministerium auch nicht. Einer schiebt die Verantwortung auf den anderen, formale Argumente werden vorgeschoben, um nichts tun zu müssen. Schon in 2003 hatte das Luftfahrtbundesamt einen Antrag der BFU Eddersheim, die potenziell gefährliche Route zu verlegen, abgelehnt. Das Absturzrisiko auf gefährliche Anlagen werde bei der Festlegung von Flugrouten nicht berücksichtigt, meinte das Luftfahrtbundesamt. Die BfU Eddersheim reichte daraufhin eine EU-Beschwerde ein.

Der Grund für die Untätigkeit der beteiligten Institutionen in Sachen Flugroute liegt auf der Hand: sie wollen alle den Ausbau. Würde man jetzt die Flugroute aus Sicherheitsgründen verlegen, könnte man nicht eine eher noch riskantere Route beim Bau der Nordwestbahn wieder einführen - das Ausbauprojekt wäre gestorben. Das will die Landesregierung natürlich mit allen Mitteln vermeiden. Lieber schafft man sich das Risiko-Problem vom Hals, indem man die Ticona von ihrem Standort vertreibt. Schließlich hat Ministerpräsident Koch wiederholt gesagt, der Ausbau sei wichtiger als die Ticona, notfalls müsse man das Werk enteignen. Dass dabei 1000 qualifizierte Arbeitsplätze vernichtet werden,nimmt man offenbar in Kauf.

Mehr:
Themen hierzuAssciated topics:

Risiko Ticona Absturz-Gefahr Regierungspräsidium Darmstadt Störfall-Kommission (SFK) Luftfahrtbundesamt

Das könnte Sie auch interessierenFurther readings:
Schilder gegen Flughafenausbau müssen bleiben: die Südbahn droht !
Pressetext BAD-PM 2004-05.1
Von: @B.A.D. <2004-05-21>
Der Antrag des Magistrats, die Schilder gegen den Flughafenausbau an den Ortseingängen zu entfernen, ist völlig unverständlich. Sie sind heute nötiger denn je.   Mehr»
EU-Kommission hat angeblich keine Einwendungen gegen Flughafenausbau-Pläne
Risiko durch Nähe von Nordwestbahn und Chemiewerk Ticona offenbar kein Problem mehr
Von: @cf <2005-07-05>
Die EU-Kommission hat laut Presseberichten nichts gegen die Ausbaupläne für den Frankfurter Flughafen einzuwenden. Die Nähe der geplanten Landebahn Nordwest zum Chemiewerk Ticona, die Anlass einer EU-Beschwerde und einer Untersuchung der Störfallkommission war, scheint kein Problem mehr zu sein. Offenbar hat MP Koch die Kommission von seiner Auffassung überzeugt.   Mehr»
Räumt Ticona den Platz für die Nordwestbahn?
Für 650 Millionen Abfindung soll das Werk angeblich geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-29>
Die Ticona hat sich angeblich mit Fraport und der Landesregierung darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung zu schließen.    Mehr»
Ticona räumt den Platz für die Nordwestbahn
Einigung mit Fraport: für 650 Millionen Abfindung soll das Werk geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-30>
Die Ticona hat sich mit Fraport darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung von 650 Mio. bis zum Jahr 2011 zu schließen. Damit soll ein wesentliches Hindernis für die geplante Nordwestbahn beseitigt werden.    Mehr»
RP verlangt von Ticona Maßnahmen gegen Flugzeugabsturz
Geht es jetzt dem "Ausbauhindernis Ticona" endgültig an den Kragen?
Von: @cf <2006-04-09>
Das RP Darmstadt erhöht den Druck auf Ticona. Die Behörde fordert von dem Unternehmen eine Untersuchung, ob und wie die Folgen bei einem Flugzeugabsturz auf das Werk minimiert werden können. Ticona befürchtet, dass dies der erste Schritt zur Stilllegung des Werks ist    Mehr»
Viele Stolpersteine auf dem Weg zum Flughafenausbau
Die Liste der Probleme, die dem Ausbau im Wege stehen könnten, wird immer länger
Von: @cf <2004-08-19>
   Mehr»
Flughafenausbau: Hessische Landesregierung bleibt bei Nordwestvariante
Neuer Landesentwicklungsplan soll Ende Juni ausgelegt werden
Von: @cf <2005-05-24>
Die hessische Landesregierung bleibt auch nach erneuter Prüfung aller Ausbauvarianten für den Frankfurter Flughafen bei der Nordwest-Variante. Diese sei von den Umweltaspekten her am günstigsten. Das Risiko hält man bei allen drei Varianten für vertretbar. Der Entwurf des entsprechend geänderten Landesentwicklungsplans soll Ende Juni ausgelegt werden.   Mehr»
Ticona-Klage gegen Flugrouten am 5. Oktober beim VGH Kassel
Urteil erst am 24. Oktober
Von: @cf <2006-09-26>
Die Verhandlung der Klage des Chemiewerks Ticona gegen die aktuellen Flugrouten am Frankfurter Flughafen findet am 5. Oktober beim VGH Kassel statt. (Urteil erst am 24.10.)    Mehr»
VGH Kassel: Ticona-Klage gegen Abflugrouten abgewiesen
Pressemitteilung des VGH zum Urteil vom 24.10.2006
Von: @Hessischer Verwaltungsgerichtshof (VGH Kassel) <2006-10-24>
Der VGH Kassel hat die Klage der Ticona gegen die Abflugrouten über das Werk abgelehnt, wegen der generellen Bedeutung aber Revision zugelassen.   Mehr»
Fluglärm-"Simulation", Flugrouten und viele andere Karten zum Rhein-Main-Gebiet
Wie ist der Einfluss der Flugverkehrs an den verschiedensten Orten des Rhein-Main-Gebiets und was wäre zukünftig zu befürchten ?
Machen Sie sich ein plastisches Bild davon !
Von: @VBe <2005-02-20>
   Mehr»
Aktionstag Vogelschlag
Von: @cf <2005-02-01>
Genau dort, wo beim Anflug auf die geplante Nordwestbahn von Westen anfliegende Flugzeuge in 120 m Höhe den Main überqueren würden, halten sich auch Tausende von Vögeln auf - Kollionsgefahr! Beim Aktionstag "Vogelschlag" am 13. Februar können Sie alles über das Vogelschlag-Risiko erfahren und mit ein wenig Glück die Vogelschwärme auch selbst erleben. Daneben wird ein buntes Rahmenprogramm für Kinder geboten.   Mehr»
A380-Werft: Regierungspräsidium ordnet Sofortvollzug an
Entscheidung der Regionalversammlung gegen Sofortvollzug übergangen!
Von: @cf <2004-11-22>
Das RP Darmstadt hat am 17.11. für die Abweichung vom Regionalplan, die für den Bau der A380-Werft im Bannwald erforderlich ist, den Sofortvollzug angeordnet und damit den anders lautenden Beschluss der Regionalversammlung übergangen.   Mehr»
Auslegung der Planfeststellungs-Unterlagen ab dem 17. Januar geplant
Pressemitteilung RP Darmstadt vom 06.12.2004
Von: @Regierungspräsidium Darmstadt <2004-12-06>
Die Öffenlichkeitsbeteiligung im Planfeststellungsverfahren zum geplanten Flughafenausbau beginnt: Ab dem 17. Januar 2005 sollen die Unterlagen in den Kommunen ausgelegt werden. Bis zum 2. März können Einwendungen erhoben werden.   Mehr»
Erörterung zum Flughafenausbau beginnt Mitte September - drei regionale Gruppen
Pressemitteilung vom 19.07.2005
Von: @Regierungspräsidium Darmstadt <2005-07-19>
   Mehr»
VGH Kassel: Ausbaugegner setzen Einsicht in Verfahrensakten gerichtlich durch
Presseinformation Nr. 1/2006
Von: @(VGH Kassel) <2006-01-05>
Mit einem heute bekannt gegebenen Beschluss hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof dem Regierungspräsidium Darmstadt im Wege der einstweiligen Anordnung aufgegeben, mehreren Ausbaugegnern aus Sachsenhausen Einsicht in die Verfahrensakten zu dem Planfeststellungsverfahren für den Ausbau des Flughafens Frankfurt/Main zu gewähren.   Mehr»
Regionalversammlung genehmigt A380-Werft im Bannwald
Abweichung vom Regionalplan genehmigt, Sofortvollzug abgelehnt
Von: @cf <2004-11-06>
Die Regionalversammlung hat am 5.11.2004 beschlossen, dass Fraport die A380-Werft im Bannwald bauen darf. Ein Sofortvollzug wurde allerdings abgelehnt.   Mehr»
FAQ Einwendung- Antworten auf häufig gestellte Fragen
Von: @cf <2005-02-15>
Immer noch Fragen zum Thema Einwendung? Hier finden Sie Antworten auf Fragen, die uns häufig gestellt werden.   Mehr»
Aktion: Abgabe der gesammelten Einwendungen beim RP
<2005-02-24>
Am 2. März sollen die gesammelten Einwendungen gegen den Flughafenausbau im Rahmen einer Aktion beim Regierungspräsidium Darmstadt abgegeben werden. Machen Sie mit!   Mehr»
Weit mehr als 100 000 Einwendungen gegen den Flughafenausbau
Aktion zur Übergabe der gesammelten Einwendungen beim RP war ein voller Erfolg
Von: @cf <2005-03-03>
Im Planfeststellungsverfahren zum Flughausbau wurden mehr als 100 000 Einwendungen erhoben. Allein 62000 davon wurden gestern im Rahmen einer bunten Protestaktion von der Initiative "Zukunft Rhein-Main" beim RP abgeliefert und zu einem riesigen Stapel aufgetürmt.   Mehr»
B.A.D. übergibt Einwendungen ans Regierungspräsidium
Verfolgen Sie den Weg der Dietzenbacher Einwendungskiste - Fotodokumentation
<2005-03-04>
Es war eine tolle Aktion - mehr als 60000 Einwendungen wurden am 2. März dem Regierungspräsidenten Übergeben. Die B.A.D. war dabei - verfolgen Sie den Weg unserer "Einwendungskiste" bis in Regierungspräsidium in unserer Foto-Dokumentation.   Mehr»
PFV Landebahn: 127 000 Einwendungen!
Erörterungstermin soll am 12. September in Offenbach beginnen
Von: @cf <2005-04-25>
Nach Aussage von Regierungspräsident Dieke wurden im aktuellen Planfeststellungsverfahren zum Ausbau des Frankfurter Flughafens 127 000 Einwendungen abgegeben.
   Mehr»
A380-Werft im Bannwald - die Entscheidung der Regionalversammlung
Berichte - Informationen - Kommentare
Von: @cf <2004-11-15>
Um für den Bau einer A380-Werft Bannwald abholzen zu können, braucht Fraport eine Genehmigung der Regionalversammlung. Lesen Sie hier alles über die Entscheidung der Regionalversammlung zur A380-Werft.    Mehr»
Die Bildrechte werden in der Online-Version angegeben.For copyright notice look at the online version.

Bildrechte zu den in diese Datei eingebundenen Bild-Dateien:

Hinweise:
1. Die Bilder sind in der Reihenfolge ihres ersten Auftretens (im Quelltext dieser Seite) angeordnet.
2. Beim Anklicken eines der nachfolgenden Bezeichnungen, wird das zugehörige Bild angezeigt.
3, Die Bildrechte-Liste wird normalerweise nicht mitgedruckt,
4. Bildname und Rechteinhaber sind jeweils im Dateinamen des Bildes enthalten.