Chemiewerk Ticona sieht Standort durch Nordwestbahn gefährdet
Eine Milliarde Euro Schadenersatz für Verlegung des Werks?
<2002-01-18>
Nach Ansicht des Chemieunternehmens Ticona hat die Fraport das Werk bei den Planungen zum Flughafenausbau nicht genügend beachtet, obwohl bei Realisierung der "Nordwestbahn" im Kelsterbacher Wald das Werksgeläne in weniger als 100 m Höhe von landenden Flugzeugen überflogen würde.
In den Antragsunterlagen sei nur pauschal davon die Rede, hohe Schornsteine und Gebäude müssten eingekürzt werden. Werksleiter Dietrich Fleischer hält das aber für wirtschaftlich und technisch unmöglich. Die Anlage müsse so bleiben, wie sie ist, oder sie müsse komplett geschlossen werden. Dann gingen 1000 Arbeitsplätze bei Ticona selbst und noch einmal 1000 bei Zulieferbetrieben in der Region verloren. Auf Fraport würden dann laut Fleischer Schadensersatzforderungen von einer Milliarde Euro zukommen.
Die Ticona gehört zum weltweit tätigen Konzern Celanese und produziert seit Anfang der sechziger Jahre in Kelsterbach. Produziert werden vor allem hochwertige Kunststoffe (z.B. "Hostaform"), die bei der Herstellung von Autos eingesetzt werden. Ticona ist hier nach eigenen Angaben Weltmarktführer. "Wenn wir zumachen müssen, bleiben in der europäischen Automobilindustrie die Bänder stehen", sagte Werksleiter Fleischer. Gerade erst ist ein neues Verwaltungsgebäude für 300 Menschen unmittelbar neben dem für die Landebahn geplanten Gelände fertiggestellt worden, in die das Unternehmen seine Zentrale verlegen will.
Fleischer bekundete sein Erstaunen darüber, wie mangelhaft die Antragsunterlagen der Fraport seien. Weder bei Fraport noch bei der hessischen Landesregierung habe man die Dimension des Problems erkannt. "Das ist eine Bombe, mit diesen Schwierigkeiten rechnet offensichtlich niemand."
Fraport-Sprecher Busch äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Er wisse nichts von einer "Ticona-Problematik". Bei den Schadensersatzforderungen sprach Busch von "Spekulationen, die interessierte Kreise in die Welt setzten". Einen Tag später wies Fraport die Bedenken der Ticona offiziell zurück. Die Hindersnisfreiheit sei schon im "Mediationsverfahren" überprüft worden, die DFS habe bestätigt, dass es beim Landeanflug mit Ticona keine Probleme gebe.
Das hessische Verkehrsministerium, das über den Ausbau zu entscheiden hat, machte gegenüber der FAZ widersprüchliche Angaben zu der Problematik. Minister Posch wollte sich gar nicht äußern. Der Leiter der zuständigen Fachabteilung, Hermann, meinte mit Blick auf das laufende Raumordnungsverfahren: "Wir sind nicht in dem Stadium, in dem wir uns damit auseinandersetzen müßten". Er bewertete die Ticona-Angaben als "gravierend" für das folgende Planfeststellungsverfahren, falls sie sich bewahrheiten sollten. Meist sei jedoch eine Einigung zwischen den Konfliktparteien möglich. An anderer Stelle im Ministerium hieß es hingegen, auf dem Werksgelände müßten lediglich ein "alter Schornstein und ein Lichtmast" beseitigt werden - dies sei unproblematisch.
Das Regierungspräsidium in Darmstadt hat die seit Anfang Januar vorliegende Stellungnahme der Ticona zum Raumordnungsverfahren noch nicht bearbeitet. Die Kernaussage des Chemieunternehmens lautet, dass die Nordwestvariante nicht länger als die günstige gelten dürfe, wenn die Kosten einer Werksverlegung eingerechnet würden.
In den Antragsunterlagen sei nur pauschal davon die Rede, hohe Schornsteine und Gebäude müssten eingekürzt werden. Werksleiter Dietrich Fleischer hält das aber für wirtschaftlich und technisch unmöglich. Die Anlage müsse so bleiben, wie sie ist, oder sie müsse komplett geschlossen werden. Dann gingen 1000 Arbeitsplätze bei Ticona selbst und noch einmal 1000 bei Zulieferbetrieben in der Region verloren. Auf Fraport würden dann laut Fleischer Schadensersatzforderungen von einer Milliarde Euro zukommen.
Die Ticona gehört zum weltweit tätigen Konzern Celanese und produziert seit Anfang der sechziger Jahre in Kelsterbach. Produziert werden vor allem hochwertige Kunststoffe (z.B. "Hostaform"), die bei der Herstellung von Autos eingesetzt werden. Ticona ist hier nach eigenen Angaben Weltmarktführer. "Wenn wir zumachen müssen, bleiben in der europäischen Automobilindustrie die Bänder stehen", sagte Werksleiter Fleischer. Gerade erst ist ein neues Verwaltungsgebäude für 300 Menschen unmittelbar neben dem für die Landebahn geplanten Gelände fertiggestellt worden, in die das Unternehmen seine Zentrale verlegen will.
Fleischer bekundete sein Erstaunen darüber, wie mangelhaft die Antragsunterlagen der Fraport seien. Weder bei Fraport noch bei der hessischen Landesregierung habe man die Dimension des Problems erkannt. "Das ist eine Bombe, mit diesen Schwierigkeiten rechnet offensichtlich niemand."
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Das hessische Verkehrsministerium, das über den Ausbau zu entscheiden hat, machte gegenüber der FAZ widersprüchliche Angaben zu der Problematik. Minister Posch wollte sich gar nicht äußern. Der Leiter der zuständigen Fachabteilung, Hermann, meinte mit Blick auf das laufende Raumordnungsverfahren: "Wir sind nicht in dem Stadium, in dem wir uns damit auseinandersetzen müßten". Er bewertete die Ticona-Angaben als "gravierend" für das folgende Planfeststellungsverfahren, falls sie sich bewahrheiten sollten. Meist sei jedoch eine Einigung zwischen den Konfliktparteien möglich. An anderer Stelle im Ministerium hieß es hingegen, auf dem Werksgelände müßten lediglich ein "alter Schornstein und ein Lichtmast" beseitigt werden - dies sei unproblematisch.
Das Regierungspräsidium in Darmstadt hat die seit Anfang Januar vorliegende Stellungnahme der Ticona zum Raumordnungsverfahren noch nicht bearbeitet. Die Kernaussage des Chemieunternehmens lautet, dass die Nordwestvariante nicht länger als die günstige gelten dürfe, wenn die Kosten einer Werksverlegung eingerechnet würden.
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Ticona Absturz-Gefahr Schadensersatz Landebahn Nordwest Fraport AG Wirtschaftsministerium, hessisches
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