Ministerpräsident Koch bedroht die Ticona
Kooperation beim Flughafenausbau - oder Enteignung?
Von: @cf <2006-01-29>
Nachdem die Ticona beim Erörterungstermin zum Flughafenausbau entschiedenen Widerstand gegen den Bau einer Nordwestbahn angekündigt hat, hat Ministerpräsident Koch seine Drohung wiederholt, das Werk zu enteignen, falls es der Nordwestbahn im Wege steht.
Nachdem die Ticona beim Erörterungstermin zum Flughafenausbau entschiedenen Widerstand gegen den Bau einer Nordwestbahn angekündigt hat, hat Ministerpräsident Koch seine Drohung wiederholt, das Werk zu enteignen, falls es der Nordwestbahn im Wege steht.
In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (Ausgabe 29. Januar) sagte Koch,
Ticona habe viele Jahre Genehmigungen bekommen, weil das Unternehmen überzeugend vorgetragen habe, daß die parallele Existenz seines Betriebes und des Flughafens problemlos möglich ist. "Wenn die heutigen Eigentümer nach dem "Alles-oder-nichts-Prinzip" den Flughafenausbau verhindern wollen, dann werden sie am Ende wegen des überwiegenden großen öffentlichen Interesses am wachsenden Flughafen und der damit verbundenen Schaffung Zehntausender Arbeitsplätze alles verlieren. Ticona muß zu einer Kooperation bereit sein und sollte sich nicht zu sehr auf die laute Rhetorik ihrer vielen Anwälte verlassen."
Weiterhin meinte Koch zum Erörterungstermin: "Das ganze Verfahren in seiner jetzigen Form trägt nicht sehr zur Wahrheitsfindung bei, sondern nur zur üppigen Gebührenabrechnung vieler Beteiligter." Das Verfahren dauere viel zu lange: "Zehntausende Arbeitsplätze könnten längst geschaffen sein." Deshalb wolle das Land Hessen auch die Planungsverfahren verkürzen. Fünf Jahre sollten in einem modernen Industriestaat wie Deutschland für einen Flughafenausbau genügen.
Vertreter der Ticona hatten am ersten Tag der Risiko-Debatte beim Erörterungstermin darauf bestanden, die Nordwestbahn und der normale Betrieb der Ticona seien nicht vereinbar. Der zuständige Vorstandbeauftragte der Muttergesellschaft Celanese hatte bei der einführenden Debatte beim Erörterungstermin bezeichnete Bau der geplanten Nordwestbahn als "Torheit" bezeichnet. Ticona hätte es für unmöglich gehalten, dass man "ernsthaft plane, bewusst und mutwillig" ein unakzeptables Risiko einzugehen. Dies würde man nicht mitmachen. Die Rechtsanwälte der Ticona kündigten an, man wolle gegen eine Genehmigung bis zum Europäischen Gerichtshof klagen.
Durch Hindernisfreiheits- und Bauschutzbereiche, die sich aus dem Betrieb der Landebahn ergeben, wäre Ticona gezwungen, einen Teil ihrer Anlagen abzureißen und dürfte praktisch nichts mehr erweitern oder neu bauen. Dadurch könnte sich der Betrieb nicht mehr entwickeln und wäre sogarin seiner Existenz gefährdet. Durch niedrige Überflüge mit über 100 dB(A) Maximalpegel und Wirbelschleppen wäre der normale Betrieb und die Gesundheit der Mitarbeiter gefährdet. Auch das Absturzrisiko wäre zu hoch - dies sei ein Verstoß gegen die Seveso-II-Richtlinie.
Mehr:
Die SPD-Fraktion im Wiesbadener Landtag hält die Ankündigung der Ticona, gegen eine Nordwestbahn bis zur letzten Instanz zu klagen für eine "ernst zu nehmende Gefahr für die Ausbauplanung". Der Fraktionsvorsitzende walter warf Ministerpräsident Koch vor, in den vergangenen zwei Jahren "außer einer hilflosen Enteignungsdrohung keinen Beitrag dazu geleistet zu haben, die Ticona-Problematik zu lösen". Die Landesregierung torkele "orientierungslos im Dschungel des Ausbauverfahrens". Der BUND meinte, Fraport verfolgt keine Vorzugs-, sondern eine Risikovariante.
Mehr:
Ministerpräsident Koch hatte bereits im Januar 2004 damit gedroht, die Ticona zu enteignen, falls sich der Konflikt zwischen der Nordwestbahn und dem Betrieb des Werkes nicht anders lösen lässt. Kommentare von Januar 2004 (leider noch nicht überholt):
Räumt Ticona den Platz für die Nordwestbahn?
Für 650 Millionen Abfindung soll das Werk angeblich geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-29>
Die Ticona hat sich angeblich mit Fraport und der Landesregierung darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung zu schließen. Mehr»
Ticona räumt den Platz für die Nordwestbahn
Einigung mit Fraport: für 650 Millionen Abfindung soll das Werk geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-30>
Die Ticona hat sich mit Fraport darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung von 650 Mio. bis zum Jahr 2011 zu schließen. Damit soll ein wesentliches Hindernis für die geplante Nordwestbahn beseitigt werden. Mehr»
EU-Kommission hat angeblich keine Einwendungen gegen Flughafenausbau-Pläne
Risiko durch Nähe von Nordwestbahn und Chemiewerk Ticona offenbar kein Problem mehr
Von: @cf <2005-07-05>
Die EU-Kommission hat laut Presseberichten nichts gegen die Ausbaupläne für den Frankfurter Flughafen einzuwenden. Die Nähe der geplanten Landebahn Nordwest zum Chemiewerk Ticona, die Anlass einer EU-Beschwerde und einer Untersuchung der Störfallkommission war, scheint kein Problem mehr zu sein. Offenbar hat MP Koch die Kommission von seiner Auffassung überzeugt. Mehr»
RP verlangt von Ticona Maßnahmen gegen Flugzeugabsturz
Geht es jetzt dem "Ausbauhindernis Ticona" endgültig an den Kragen?
Von: @cf <2006-04-09>
Das RP Darmstadt erhöht den Druck auf Ticona. Die Behörde fordert von dem Unternehmen eine Untersuchung, ob und wie die Folgen bei einem Flugzeugabsturz auf das Werk minimiert werden können. Ticona befürchtet, dass dies der erste Schritt zur Stilllegung des Werks ist Mehr»
Flughafenausbau: Hessische Landesregierung bleibt bei Nordwestvariante
Neuer Landesentwicklungsplan soll Ende Juni ausgelegt werden
Von: @cf <2005-05-24>
Die hessische Landesregierung bleibt auch nach erneuter Prüfung aller Ausbauvarianten für den Frankfurter Flughafen bei der Nordwest-Variante. Diese sei von den Umweltaspekten her am günstigsten. Das Risiko hält man bei allen drei Varianten für vertretbar. Der Entwurf des entsprechend geänderten Landesentwicklungsplans soll Ende Juni ausgelegt werden. Mehr»
VGH Kassel: Ticona-Klage gegen Abflugrouten abgewiesen
Pressemitteilung des VGH zum Urteil vom 24.10.2006
Von: @Hessischer Verwaltungsgerichtshof (VGH Kassel) <2006-10-24>
Der VGH Kassel hat die Klage der Ticona gegen die Abflugrouten über das Werk abgelehnt, wegen der generellen Bedeutung aber Revision zugelassen. Mehr»
100000 zusätzliche Erkrankungen durch Flughafenausbau
FAG stellt neues lärmmedizinisches Gutachten vor
Von: @cf <2006-09-11>
Nach einem neuen Gutachten wäre der geplante Flughafenausbau wegen der Zunahme von Lärm und Luftschadstoffen mit erheblichen gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung der Region verbunden. Mehr»
Eine Region wehrt sich
5000 Menschen demonstrierten am 19. Oktober in Offenbach gegen den Flughafenausbau
Von: @CF <2002-10-22>
Rhiel: Planfeststellungsbeschluss zum Flughafenausbau erst 2007
Wirtschaftsministerium stellt Zeitplan für Ausbauplanungen vor
Von: @Hessisches Wirtschaftsministerium <2004-05-25>
Das Hessische Wirtschaftsministerium hat seine Vorstellungen vom zeitlichen Verlauf des Planfeststellungsverfahrens zum Flughafenausbau bekannt gegeben. Danach ist erst im Jahr 2007 mit einem Planfeststellungsbeschluss zu rechnen. Mehr»
BBI: 20.000 Bürger protestieren gegen den Landesentwicklungsplan
Pressemitteilung vom 26.09.2005
Von: @Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI) <2005-09-26>
Gegen den Entwurf zum neuen Landesentwicklungsplan haben mindestens 20 000 Bürger Einwendungen erhoben. BBI und BUND übergeben die Kisten mit den Einwendungen heute dem Wirtschaftsministerium. Mehr»
Neuer Landesentwicklungsplan im Herbst im Landtag
Ministerpräsident Koch will Flughafenausbau durch Zustimmung des Landtags juristisch absichern
Von: @cf <2006-07-31>
Der neue Landesentwicklungsplan soll nach der Sommerpause im Landtag beschlossen werden. MP Koch will damit den geplanten Flughafenausbau juristisch absichern Mehr»
Das Nachtflugverbot ist gestorben
Koch im Landtag: aus juristischen Gründen werden Ausnahmen zulässig sein
Von: @cf <2007-12-16>
Ministerpräsident Koch rückt offiziell von seinem Versprechen "kein Ausbau ohne Nachtflugverbot" ab: auch nach dem Ausbau wird es planmäßige Flüge zwischen 23 und 5 Uhr geben. Mehr»