Neue Lärmschutzverordnung für Frankfurter Flughafen vorgestellt
Von: @cf <2011-06-21>
Das HMWVL hat den Entwurf der neuen Lärmschutz­verordnung für den Frankfurter Flughafen und Karten mit den Lärm­schutz­bereichen veröffentlicht.

Die hessische Landesregierung hat endlich eine neue Lärmschutzverordnung vorgelegt, die nach dem Ausbau des Frankfurter Flughafens die Ansprüche der vom Fluglärm betroffenen Anwohner auf passiven Schallschutz regelt. Am 17.06.2011 hat das Kabinett auf seiner traditionellen Sitzung auf dem Hessentag - diesmal in Oberursel - den Entwurf beschlossen. Die neue Landebahn soll im Oktober in Betrieb gehen. Die Landesregierung hofft, dass die Verordnung bis dahin rechtsgültig werden kann.

Entgegen den bisherigen Befürchtungen legt die Verordnung bei der Festsetzung der Lärmschutzbereiche die niedrigeren Grenzwerte zugrunde, die nach dem Fluglärmgesetz ab dem 1.1.2011 gelten. Das sind bei der besonders wichtigen Nachtschutzzone ein Dauerschallpegel von 50 dB(A) bzw. 6 Einzelschallereignisse von mindestens 68 dB(A)(außen) pro Nacht. Möglich gewesen wären auch die davor gültigen 53 dB(A), weil der Planfeststellungsbeschluss für den Flughafenausbau schon älter ist als der Stichtag. Ob das Datum des Planfeststellungsbeschlusses oder das Datum der Lärmschutzverordnung maßgebend ist, war bisher umstritten, die Landesregierung hat jetzt die für die Betroffenen günstigere Möglichkeit gewählt. Bei einem Wert von 50 dB(A) hätten etwa 120000 Menschen Anspruch auf Schallschutz, bei 53 dB(A) wären es nur 60000. Zum Nachtschutzbereich kommen noch kleine Gebiete hinzu, die nur in die Tagschutzzone 1 (mehr als 60 dB(A)) fallen. Wie die Lärmschutzzonen im einzelnen aussehen, kann man aus den Karten entnehmen, die heute auf der Internetseite des HMWVL veröffentlicht wurden.

Bevor zu große Freude über die besser als erwartet ausgefallene Regelung ausbricht, sind folgende Einschränkungen zu bedenken:

  • Die Verordnung ist bis jetzt nur ein Entwurf. Bevor sie endgültig verabschiedet werden kann, muss noch eine Anhörung stattfinden, bei der Städte und Gemeinden, aber auch Fraport Stellung nehmen können. Fraport hat bereits darauf hingewiesen, es sei "noch zu diskutieren", ob der strengere Nachtgrenzwert angenommen werden soll. Dies würde Fraport etwa 50 Mio. Euro mehr kosten (150 statt 100 Millionen). Zum Vergleich: Kosten des Ausbaus etwa 4 Milliarden Euro.

  • Die Ansprüche auf Schallschutz werden zum größten Teil erst nach 6 Jahren wirksam. Nur etwa 12000 besonders stark betroffene Anwohner könnten die Ansprüche sofort geltend machen. Die Regierung hofft hier allerdings auf ein freiwilliges Entgegenkommen von Fraport.

  • Bei der Berechnung der Lärmschutzbereiche nach dem aktuellen Fluglärmgesetz wird über West- und Ost-Betriebsrichtung gemittelt. Wer also nur bei Ost-Betrieb vom Fluglärm betroffen ist, geht mit Ausnahme der Höchstbetroffenen leer aus. (grobe Schätzung: 56 dB(A) nur Ostbetrieb entspricht 50 dB(A) gemittelt).

  • Tagschutzzone 2 bringt den Betroffenen nichts: hier ist zwar baulicher Schallschutz vorgeschrieben, muss aber vom Eigentümer selbst bezahlt werden.

Detailinformationen beim HMWVL

Auf der Internetseite des Ministeriums finden Sie den Text der Verordnung, 3 Übersichtskarten mit den Lärmschutzbereichen und einen Satz Detailkarten, wo die Bereiche bis auf die Parzelle genau dargestellt sind.

Hinweise:

Die Übersichtskarten sind gezippte PDF-Dateien und jeweils 50 MB groß, der ZIP-File mit den Detailkarten hat 203 MB - also erst downloaden und dann ansehen. Die Übersichtskarten sollte man sich dann mindestens auf "100%"-Vergrößerung ansehen, sonst sind Details schwer zu erkennen, besonders wenn die Schattierung der Bereiche die Karte verdeckt.

Details zu den Datengrundlagen der Berechnungen (DES, also Flugrouten, Flugroutenbelegung, Flugzahlen, Flugzeugtypen etc.) wurden nicht mit veröffentlicht. So weiss man nicht, ob es noch exakt die Daten aus dem Planfeststellungsverfahren sind.

Nennenswerte Reaktionen aus der Politik und von seiten der Betroffenen liegen bisher nicht vor. Wenn welche eintreffen, werden sie hier nachgetragen.

Themen hierzuAssciated topics:

Fluglärmschutz Fluglärmgesetz Wirtschaftsministerium, hessisches

Das könnte Sie auch interessierenFurther readings:
Bundesregierung beschließt Entwurf für neues Fluglärmgesetz - dritter Anlauf!
Doch so recht ist keiner damit zufrieden
Von: @cf <2006-02-07>
Das Bundeskabinett hat am 1. Februar 2006 den im Mai letzten Jahres wegen der Neuwahl auf Eis gelegten Entwurf für ein neues Fluglärmgesetz erneut beschlossen. Die Luftverkehrswirtschaft hat in diesem Entwurf leider viele Änderungen zu Gunsten der Flughäfen durchgesetzt. Fluglärmbetroffene in der Rhein-Main-Region werden nicht viel davon haben.   Mehr»
Fluglärm-"Simulation", Flugrouten und viele andere Karten zum Rhein-Main-Gebiet
Wie ist der Einfluss der Flugverkehrs an den verschiedensten Orten des Rhein-Main-Gebiets und was wäre zukünftig zu befürchten ?
Machen Sie sich ein plastisches Bild davon !
Von: @VBe <2005-02-20>
   Mehr»
Forderungen an ein neues Fluglärmgesetz
Pressemitteilung vom 13.09.2004
Von: @Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn <2004-09-13>
   Mehr»
BMU: Kosten des neuen Fluglärmgesetzes bleiben deutlich unter den Befürchtungen
Arbeitsgruppe einigt sich auf Kostenabschätzung
Von: @Bundesumweltministerium <2005-02-22>
Die Kosten für die Umsetzung des neuen Fluglärmgesetzes liegen bei etwa 614 Mio. Euro und sind damit geringer als von den Flughäfen befürchtet. Zu diesem Ergebnis kam eine Arbeitsgruppe mit Experten aus allen beteiligten Bereichen. Auf 10-15 Jahre umgelegt, wären dies weniger als 1 Euro pro Flugticket.   Mehr»
Neues Fluglärmgesetz + Flughafenausbau - was bedeutet das für Dietzenbach?
Bei Flughafenausbau: Nachtschutzgebiet und Bauverbot
<2005-02-23>
Wenn der Entwurf für ein neues Fluglärmgesetz wie geplant verabschiedet wird, kommt Dietzenbach bei einem Ausbau des Flughafens in die "Nachtschutzzone I". Das bedeutet: Fraport zahlt Schallschutz - aber es dürfen auch keine neuen Wohnungen mehr gebaut werden.    Mehr»
Bundesregierung einigt sich auf neues Fluglärmgesetz - in Grundzügen
Trittin steckt in einigen Punkten zurück - viele Detailfragen noch offen
Von: @cf <2005-05-21>
Umweltministerium und Verkehrsministerium haben sich offenbar auf ein neues Fluglärmgesetz geeinigt, zumindest in Grundzügen. Angeblich wurde der Entwurf des Umweltministeriums "im Wesentlichen" beibehalten. Details sind bis jetzt noch nicht genannt worden, eventuell sind sie auch noch umstritten.    Mehr»
* Petition für ein besseres Fluglärmgesetz*
Unterschreiben Sie jetzt!
Von: @cf <2006-11-23>
Eine Petition für ein besseres Fluglärmgesetz steht ab heute zur Mit-Unterzeichnung im Internet bereit. Letzte Chance, an dem unbrauchbaren Entwurf noch etwas zu ändern! Unterschreiben Sie jetzt!   Mehr»
Bundestag beschließt neues Fluglärmgesetz
Die Flughäfen sind zufrieden - die Betroffenen nicht
Von: @cf <2006-12-15>
Der Bundestag hat am 14.12.2006 das neue Fluglärmgesetz beschlossen. Doch das Ziel, den Schutz der Betroffenen vor Fluglärm deutlich zu verbessern, wurde verfehlt   Mehr»
Aktion Rote Karte gegen Fluglärm
Für ein besseres Fluglärmgesetz
Von: @cf <2004-08-20>
Der Entwurf des Bundesumweltministeriums für ein neues Fluglärmgesetz steht zur Diskussion. Die Luftverkehrslobby möchte wieder ein Gesetz haben, das nur den Fluglärm schützt und nicht die Betroffenen. Helfen Sie mit, das zu verhindern - machen Sie mit bei der Aktion Rote Karte!    Mehr»
Bundeskabinett verabschiedet Entwurf für neues Fluglärmgesetz
Leider ist es nun wieder ein "Gesetz zum Schutz des Fluglärms" geworden
Von: @cf <2005-05-05>
Das Bundeskabinett hat die Novelle zum Fluglärmgesetz beschlossen. Gegenüber dem ursprünglichen Entwurf des Umweltministeriums wurden deutliche Abstriche zu Lasten der Fluglärmbetroffenen vorgenommen, die besonders für die Ausbaupläne in Frankfurt relevant sind.   Mehr»
Vorerst kein neues Fluglärmgesetz
Der vom Bundeskabinett beschlossene Entwurf wird bis zur Neuwahl nicht mehr umgesetzt
Von: @cf <2005-06-01>
Der Entwurf für ein neues Fluglärmgesetz wird wegen der vorgezogenen Bundestagswahl nicht mehr verabschiedet.   Mehr»
Teilnehmer aus ganz Deutschland bei Demonstration für ein besseres Fluglärmgesetz
Die B.A.D. war in Bonn dabei
<2004-09-14>
Am Montag, den 13.9.2004 demonstrierten Fluglärmgegner vor dem Bundesumweltministerium in Bonn für ein besseres Fluglärmgesetz. Die B.A.D. war dabei.   Mehr»
Die Bildrechte werden in der Online-Version angegeben.For copyright notice look at the online version.

Bildrechte zu den in diese Datei eingebundenen Bild-Dateien:

Hinweise:
1. Die Bilder sind in der Reihenfolge ihres ersten Auftretens (im Quelltext dieser Seite) angeordnet.
2. Beim Anklicken eines der nachfolgenden Bezeichnungen, wird das zugehörige Bild angezeigt.
3, Die Bildrechte-Liste wird normalerweise nicht mitgedruckt,
4. Bildname und Rechteinhaber sind jeweils im Dateinamen des Bildes enthalten.