22.09.2017.- Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH hat ein umfassendes Innovationsprogramm zur Optimierung und Modernisierung von Luftraum und Navigationsinfrastruktur in Deutschland gestartet. Das Erneuerungsprogramm ermöglicht den dynamischen Übergang von der primär konventionellen bodengebundenen zur modernen Flächennavigation. Bis zum Jahr 2029 werden die Flugverfahren an mehr als 60 deutschen Flugplätzen schrittweise auf präzisere Flächennavigationsverfahren unter Einbeziehung von Satellitennavigation umgestellt. Die neuen, hochpräzisen Navigationsverfahren ermöglichen mehr Genauigkeit bei An- und Abflugverfahren und erlauben eine flexiblere Flugroutengestaltung zur Verbesserung des Verkehrsflusses. Damit wird den steigenden Anforderungen an die Verkehrskapazität im Luftraum Rechnung getragen. Mit der Nutzung der modernen Flächennavigationsverfahren leistet die DFS einen aktiven Beitrag für mehr Effizienz, Umwelt- und Klimaschutz und trägt zur Stärkung des Luftverkehrsstandortes Deutschland bei.
Grundlage für die Einführung der sogenannten Flächennavigation ist das Konzept der auf spezifischen Leistungsparametern der Flugzeuge basierenden Navigation (Performance Based Navigation) der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO aus dem Jahr 2012 sowie die Ankündigung der EU-Kommission zur Umsetzung dieser Navigationsverfahren für den europäischen Luftraum.
Die DFS hatte bereits im Vorgriff auf die EU-Vorgabe mit den planerischen Vorarbeiten zur Einführung der Flächennavigation begonnen und kann bereits jetzt im An- und Abflugbereich den Wechsel von konventionellen bodengebundenen Flugverfahren auf moderne Präzisions-Flächennavigationsverfahren einleiten. Eine frühere Umsetzung war bislang nicht möglich, weil die Ausstattung der in Deutschland eingesetzten Luftfahrzeuge mit den dafür erforderlichen Navigationsausrüstungen nicht ausreichend war. Mittlerweile sind rund 95 Prozent der Luftfahrzeuge mit entsprechenden modernen Navigationssystemen ausgestattet. Für die etwa fünf Prozent der noch nicht entsprechend ausgerüsteten Flugzeuge bietet die DFS weiterhin Lösungen auf konventioneller Basis an.
Der Übergang von der konventionellen Navigationsinfrastruktur zur Flächennavigation soll im Rahmen des DFS-Konzepts an allen 60 deutschen IFR-Flugplätzen in mehreren Stufen bis 2029 bundesweit abgeschlossen sein. Dazu müssen rund 2.800 An- und Abflugverfahren neu konstruiert werden. Ferner ist eine Anpassung der Luftraumstruktur erforderlich. Der deutsche Luftraum wird dazu in sieben Cluster eingeteilt, die Flughäfen beinhalten, die sich in räumlicher Nähe zueinander befinden und Abhängigkeiten aufweisen. Die zeitliche Reihenfolge zur Umsetzung der Cluster orientiert sich an flugsicherungsbetrieblichen Notwendigkeiten wie anstehende Verfahrensanpassungen sowie altersbedingte Erneuerung konventioneller Navigationsanlagen Ukw-Drehfunkfeuer (VOR).
Der Start zur Einführung des innovativen, erstmals in Deutschland genutzten Verfahrens für den An- und Abflug erfolgt nach einem umfangreichen Prüfprozess Ende 2020 in Norddeutschland im Cluster Elbe/Weser. Zu diesem Zeitpunkt entfällt auch die betriebliche Nutzung des Drehfunkfeuers Michaelsdorf in Schleswig-Holstein, das dann abgebaut werden kann. Der Aufbau neuer bodengebundener Flugsicherungsanlagen im Bereich Elbe/Weser ist nicht mehr erforderlich. Die frei werdenden Flächen stehen dann für andere Verwendungen zur Verfügung. Drehfunkfeuer bleiben an einigen Standorten Deutschland jedoch weiter unabdingbar. Insgesamt stehen nach den derzeitigen Planungen von den aktuell 58 Ukw-Drehfunkfeuern in Deutschland acht ältere Anlagen zur Disposition.
„Mit der Einführung der Präzisions-Flächennavigation im An- und Abflug erreichen wir bei einem gleichbleibend hervorragendem Sicherheitsniveau zusätzliche Streckenkapazität im Luftraum. Unser Gesamtkonzept ermöglicht es, exakter und zugleich flexibler zu fliegen. Damit sind Vorteile bei der Effizienz sowie Umweltschutz möglich. Genaueres Fliegen heißt lärmminderndes Fliegen und die Verringerung von Drehfunkfeuern bedeutet Klimaschutz durch kürzere Routenführung, die Treibstoffersparnisse ermöglichen“, sagt Prof. Klaus-Dieter Scheurle, CEO der Deutschen Flugsicherung.
Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes Unternehmen mit rund 5.430 Mitarbeitern (Stand 30.06.2017). Die DFS sorgt für einen sicheren und pünktlichen Flugverlauf. Die rund 2.000 Fluglotsen lenken täglich bis zu 10.000 Flüge im deutschen Luftraum, im Jahr rund drei Millionen. Deutschland ist damit das verkehrsreichste Land in Europa. Das Unternehmen betreibt Kontrollzentralen in Langen, Bremen, Karlsruhe und München sowie Kontrolltürme an den 16 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland. Die Tochtergesellschaft “DFS Aviation Services GmbH” vermarktet flugsicherungsnahe Produkte und Dienstleistungen und ist für die Flugverkehrskontrolle an neun deutschen Regionalflughäfen sowie am Flughafen London-Gatwick verantwortlich.
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