Pressemitteilung des HMWEVL vom 04.02.2015
Am Frankfurter Flughafen wird es ab dem 23. April siebenstündige Lärmpausen geben. Zehntausende Menschen im Rhein-Main-Gebiet erhalten dadurch eine zusätzliche Stunde Ruhe. „Wir haben ein gemeinsames Ziel: Wir wollen, dass die Lärmpausen Erfolg haben“, sagten Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, Fraport-Chef Dr. Stefan Schulte, DFS-Geschäftsführer Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Lufthansa-Vorstand Kay Kratky, Condor-Chef und BDF-Präsident Ralf Teckentrup und BARIG Generalsekretär Michael Hoppe am Mittwoch bei der Unterzeichnung des Bündnispapiers für Lärmpausen in Wiesbaden. „Wir setzen damit neue Maßstäbe bei der Entlastung von Fluglärm, ohne dabei die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens zu gefährden. Frankfurt ist ab dem Sommerflugplan der erste internationale Großflughafen, der über ein sechsstündiges Nachtflugverbot hinaus eine zusätzliche Lärmpause einführt.“
Wie bei der Einführung neuer Maßnahmen des aktiven Schallschutzes üblich, werden die Lärmpausen zunächst in einem rund einjährigen Probebetrieb getestet. Zur Anwendung kommt bei Betriebsrichtung West, also der Hauptbetriebsrichtung des Flughafens, das von der Frankfurter Fluglärmkommission (FLK) und vom Forum Flughafen und Region (FFR) präferierte Modell 4 (siehe Grafik).
„Mir ist bewusst, dass die Einführung von Lärmpausen für Flughafenbetreiber, Flugsicherung und die Fluggesellschaften auch Anstrengung und Aufwand bedeutet“, so Al-Wazir. Vor allem für die Deutsche Flugsicherung ist damit eine erhebliche Umstellung in den Arbeitsabläufen verbunden. „Die Anstrengung von allen Beteiligten hat allerdings ein Ziel: Weniger Menschen in der Region mit Fluglärm zu belasten. Spätestens seit den Berechnungen von FLK und FFR wissen wir: Die Lärmpausen sind kein Nullsummenspiel. Durch eine intelligente Nutzung der Start- und Landebahnen können wir die Region spürbar von Lärm entlasten.“
Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG betont: „Wir haben engagiert und konstruktiv mit allen Beteiligten zusammengearbeitet, und begrüßen, dass wir bei dem ambitionierten Projekt nun einen entscheidenden Schritt weiter sind. Mit der Einführung des Probebetriebs können wir jetzt ganz konkret im täglichen Betrieb die notwendigen Erfahrungen sammeln, um den Menschen in der Region insgesamt weitere Entlastungen zu ermöglichen. Wir wissen aber auch, dass mit Lärmpausen Mehrbelastungen für einzelne Bereiche im Umfeld des Flughafens verbunden sind. Daher ist es nun wichtig, konkrete Erfahrungen mit der Anwendung von Lärmpausen zu machen, diese im Betrieb weiter zu entwickeln und grundsätzlich alle betrieblich möglichen Maßnahmen der Lärmminderung konsequent umzusetzen. Der Weg ist sozusagen das Ziel, um am Ende die bestmöglichen Entlastungen realisieren zu können.“
Kay Kratky, Mitglied des Lufthansa Passagevorstandes – Operations & Hub Frankfurt: „Lufthansa hat in den vergangenen Jahren bereits viel in den aktiven Schallschutz investiert. So erhalten wir während der nächsten zehn Jahre mehr als 260 moderne und leisere Flugzeuge im Wert von 37 Milliarden Euro. Außerdem rüsten wir momentan unsere komplette Airbus A320-Flotte mit den sogenannten Wirbelgeneratoren aus, die die Schallemissionen für 50 Prozent aller Lufthansa-Landeanflüge in Frankfurt um bis zu vier Dezibel reduzieren. Dies sind nur zwei Beispiele, mit denen wir die Anwohner in der Rhein-Main-Region weiter entlasten. Über diese Milliardeninvestitionen hinaus werden wir die Lärmpausen als freiwillige Maßnahme unterstützen. Der Probebetrieb wird die operationelle Umsetzbarkeit und den Eintritt der Entlastungen nun zeigen müssen. Dabei ist für unsere Fluggäste und uns die Stabilität unseres Flugbetriebs von allergrößter Bedeutung.“
Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, erklärt: „Die DFS arbeitet kontinuierlich an Maßnahmen, die zu einer weiteren Verbesserung der Lärmsituation für die Bürgerinnen und Bürger im Umfeld des Flughafens Frankfurt beitragen. Deshalb hat sie auch von Beginn an die Idee einer Einführung von weiteren Lärmpausen unterstützt. Es ist das Ziel der DFS, das gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung, Lufthansa und Fraport entwickelte Modell der Lärmpausen im Probebetrieb auf der Basis des Ersuchens der Landesregierung zum Erfolg zu führen.“
Ralf Teckentrup, Vorsitzender der Condor Geschäftsführung und Präsident des Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF): „Als zweitgrößter Home-carrier arbeiten wir mit allen Partnern daran, den Lärm so gering wie möglich zu halten und so die Anwohner im Rhein-Main-Gebiet zu entlasten. Eine Vereinbarung, die dies gewährleistet unterstützen wir ausdrücklich. Es muss allerdings gewährleistet sein, dass der Flugbetrieb davon nicht beeinträchtigt wird und die Anzahl der An- und Abflüge nicht verringert werden. Gerade als Ferienflieger, der aus Frankfurt zweieinhalb Millionen Passagiere im Jahr an über 70 Destinationen weltweit fliegt, sind für uns die Betriebszeiten ein sehr wichtiges Thema. Die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandorts Frankfurt und der Wohlstand der Region darf nicht weiter eingeschränkt werden. Wir dürfen uns hier in Frankfurt nicht von den weltweiten Luftverkehrsströmen abschneiden.“
Michael Hoppe, Generalsekretär des Board of Airline Representatives in Germany (BARIG): „Die im BARIG zusammengeschlossenen Fluggesellschaften arbeiten über unseren Verband aktiv an den Maßnahmen zur Reduzierung des Fluglärms mit und unterstützen die jetzt gefundene freiwillige Lösung eines Probebetriebs für Lärmpausen. Das Modell ist einmalig und geht über das vom Gesetzgeber vorgeschriebene Maß zur Lärmbeschränkung hinaus. Dabei ist es jedoch wichtig, dass die Kapazität des Flughafens sowie die operationellen Abläufe der Fluggesellschaften in keiner Weise eingeschränkt werden. Der Probebetrieb muss dies belegen. Darüber hinaus tragen die Fluggesellschaften im BARIG mit dem Einsatz modernster und leiserer Fluggeräte zusätzlich dazu bei, eine spürbare Entlastung der Flughafenanwohner zu erreichen.“
Die Bündnispartner betonten, dass es während des Probetriebs an einzelnen Tagen auch kurzfristig zum Aussetzen des Lärmpausen-Modells kommen könne. „Die Regel soll sein, dass es Lärmpausen gibt. Aber natürlich kann es gerade zu Beginn auch an der einen oder anderen Stelle mal ruckeln. Beispielsweise bei starkem Schneefall oder bei einem Unwetter“, erläuterte Al-Wazir. „Die Erfahrung zeigt aber, dass sich auch bei geänderten Abläufen am Flughafen sehr schnell neue Routinen einspielen.“ Dies solle durch ein regelmäßiges Monitoring überprüft werden. „Alle Beteiligten streben an, das Lärmpausenmodell nach einem erfolgreichen Probetrieb in den regelmäßigen Betrieb zu überführen.“
Obwohl durch die Einführung der Lärmpausen die Zahl der Flüge nicht abnehme, sei die neue aktive Schallschutzmaßnahme ein weiterer Schritt, um die Fluglärmbelastungen in der Region zu verringern. Al-Wazir: „Wir schaffen jetzt den Einstieg in ein neues System. Der Effekt, dass viele Menschen in den Einflugschneisen dafür die Chance haben, entweder morgens oder abends eine Stunde mehr als bisher gar keine Landungen direkt über dem Kopf zu haben, ist eine spürbare Verbesserung.“
Das Lärmpausen-Modell 4
Mit Beginn des Probebetriebs werden am Frankfurter Flughafen am frühen Morgen und am späten Abend einzelne Start- und Landebahnen nicht genutzt.
Von der Bündelung der Landungen profitieren bei Modell 4 in der Abendstunde vor allem besonders stark betroffene Regionen. Alleine in Frankfurt erhalten 44.000 Menschen eine zusätzliche Lärmpause. Auch in Offenbach werden abends im Saldo 24.000 Menschen entlastet. Über Neu-Isenburg und Hanau fliegen in dieser Stunde hingegen mehr Maschinen an als bisher. „Unterm Strich aber werden deutlich mehr Menschen entlastet als belastet. Der Unterschied beträgt genau 40.000. Das ist der Gewinn der Lärmpausen“, so Al-Wazir.
Auch zwischen 5 und 6 Uhr morgen werden unter dem Strich mehr Menschen entlastet als belastet. Zwar nimmt die Zahl der Anflüge über Erlensee und Hasselroth zu, zugleich wird aber Neu-Isenburg deutlich entlastet. "Am frühen Morgen entlasten wir insbesondere den Nahbereich im Osten des Flughafens. 11.000 Menschen in Neu-Isenburg erhalten eine zusätzliche Lärmpause", so Al-Wazir.
In einem Lärmmonitoring durch das Forum Flughafen und Region und durch einen regelmäßigen Austausch mit der Fluglärmkommission sollen nun die erreichten Lärmauswirkungen im Probebetrieb ausgewertet werden.
Bei Ostbetrieb fallen die Entlastungen bei den einzelnen Lärmpausemodellen bislang geringer aus. Deshalb wird hier im Sommerflugplan 2015 noch kein Modell eingeführt. Al-Wazir: „Mein Ziel bleibt es, auch die Menschen im Westen des Flughafens zu entlasten.“ Daher würde nun im engen Dialog insbesondere mit den Bündnispartnern, der FLK und dem FFR geprüft, welche ergänzenden Maßnahmen zu einer Entlastung führen könnten.
Wirtschaftsministerium, hessisches Lärmpausen Fraport AG Deutsche Flugsicherung (DFS)
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