Nicht nur im Straßenverkehr, auch in der Luftfahrt gibt es viele Unfälle. In mehreren Datenbanken im Internet wird jeder Flugunfall sorgfältig archiviert. Fünf bis zehn Vorfälle werden jeden Monat verzeichnet. Die meisten Unfälle sind unspektakulär. Entweder gibt es keine oder nur wenige Opfer, oder sie ereignen sich weit weg - wer nicht in den Absturzdatenbanken sucht, erfährt nie etwas davon. Einige wenige Male im Jahr aber kracht es massiv: ein großes Flugzeug stürzt ab, es gibt 200, 200 oder auch 500 Tote. Bilder dieser Katastrophen gehen um die Welt und beschäftigen die Menschen noch lange Zeit. Die Ursachen sind meist technisches und/oder menschliches Versagen, auch Attentate spielen eine Rolle. Manchmal wird die genaue Unglücksursache erst viele Jahre später geklärt. Kein Krimi ist dann so spannend wie die Realität!
Das schlimmste Unglück: Los Rodeos, Teneriffa, 1977
Das bisher schwerste Unglück in der Geschichte der zivilen Luftfahrt geschah am 27. März 1977 auf dem Flughafen Los Rodeos in Teneriffa - am Boden.
Zwei voll besetzte Boeing 747 stießen bei dichtem Nebel auf der Startbahn zusammen. Eine Maschine hatte den Start begonnen, obwohl die andere noch auf der Startbahn in entgegengesetzter Richtung rollte. Es kam zur Kollision, beide Flugzeuge gingen in Flammen auf. 583 von 637 Passagieren kamen ums Leben. Ursache: Menschliches Versagen und schlechtes Wetter.
1985: Japan Airlines Crash
Am 18. August 1985 ereignete sich an Bord einer Boeing 747 der Japan Airlines auf einem Inlandsflug von Zokio nach Osaka eine Explosion, die ein Teil des hinteren Rumpfes abriss, die Steuerung fiel aus. Die Maschine prallte nach mehr als 30 Minuten unkontrollierten Flugs in abgelegenem Gelände gegen einen Berg. Von 524 Insassen überlebten wie durch ein Wunder vier das Unglück. Dies war das zweit-schwerste Unglück in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Ursache: Explosion, verursacht durch Schlamperei bei einer Reparatur sieben Jahre vorher. Japanische Mentalität: Mehrere (nicht wirklich verantwortliche) Mitarbeiter der Fluggesellschaft begingen später Selbstmord, weil sie die Schande für ihre Firma nicht ertragen konnten. Auch der Boeing-Ingenieur, der für die fehlerhafte Reparatur verantwortlich gewesen war, beging Selbstmord.
Iran 1988: Abschuss aus Versehen?
Am 3. Juli 1988 wurde ein Airbus der Iran Air auf dem Weg von der iranischen Südwestküste nach Dubai von einer Boden-Luft-Rakete der US-Marine getroffen und stürzte ab. Nach der "offiziellen Version" hatte die US-Marine das Flugzeug für ein feindliches angreifendes Flugzeug gehalten und versehentlich abgeschossen. Alle 290 Insassen kamen uns Leben. Der Vorfall belastete die politischen Beziehungen zwischen Iran und USA für längere Zeit.
1983 war bereits einmal etwas ähnliches passiert: ein koreanisches Passagierflugzeug, das versehentlich über sowjetischen Luftraum geraten war, wurde für ein Spionageflugzeug gehalten und abgeschossen: 270 Tote.
Dezember 1988: Lockerbie
Am 21. Dezember 1988 explodierte eine Bombe an Bord einer Boeing 747 der Pam Am, die sich auf dem Weg von Frankfurt über London nach New York befand. Die Maschine zerbrach, Wrackteile stürzten auf das kleine schottische Städtchen Lockerbie und verwüsteten einen Stadtteil. Alle 259 Menschen an Bord des Flugzeuges kamen ums Leben. Auch elf Einwohner von Lockerbie wurden getötet. Ursache: Terroranschlag. In 2001 wurde ein lybischer Agent verurteilt, 2003 gab die lybische Regierung zu, den Anschlag unterstützt zu haben.
Oktober 1992: Die Katastrophe von Amsterdam
Am 4. Oktober 1992 stürzte eine voll beladene Frachtmaschine der EL AL vom Typ Boeing 747 kurz nach dem Start vom Amsterdamer Flughafen Schiphol ab und raste in eine Hochhaussiedlung. Zwei Hochhäuser wurden fast völlig zerstört, mehr als 200 Menschen verbrannten binnen Sekunden - die Maschine hatte 85 Tonnen Kerosin an Bord. Ursache: Technisches Versagen. Zwei Triebwerke und Hydrauliksysteme waren ausgefallen, das Flugzeug manövrierunfähig.
Februar 1996: Birgen Air
Am 6. Februar 1996 stürzte eine mit deutschen Urlaubern besetzte Boeing 757 der Birgen Air kurz nach dem Start vor der Nordküste der Dominikanischen Republik ins Meer. 176 Menschen starben. Die Ursache: Ein Messinstrument zeigte die Geschwindigkeit falsch an, die Piloten reagierten darauf nicht richtig und zu spät. Der Reiseveranstalter hatte kurzfristig die ursprünglich vorgesehene Maschine gegen eine Maschine der Birgen Air ausgetauscht, deren Sicherheitsstandards zu wünschen übrig ließen. Als Folge des Unglücks wurden die Qualitätsanforderungen verbessert, unzuverlässige Fluggesellschaften in einer gemeinsamen europäischen Datenbank registriert.
Juli 2000: Der letzte Flug der Concorde
Am 25.07.2000 stürzte eine Concorde in der Nähe des Pariser Flughafens Charles de Gaulles (Roissy) ab. Alle 109 überwiegend deutschen Passagiere kamen uns Leben. In einem Hotel, auf das Wrackteile stürzten, wurden 4 Menschen getötet. Ursache des Unglücks: ein Metallteil auf der Piste, das ein Triebwerk beschädigte. Die Concorde gilt als nicht besonders sicheres Flugzeug. Sie wurde nach dem Unglück ausgemustert.
Oktober 2001: Der Crash von Linate
Am 8. Oktober 2001 stieß eine kleine Privatmaschine auf dem Mailänder Flughafen Linate bei schlechter Sicht auf der Startbahn mit einer gerade startenden Linienmaschine der SAS zusammen. Die SAS-Maschine raste in eine Gepäckhalle, 118 Menschen kamen ums Leben. Ursache: Schlamperei. Es gab auf dem Flughafen kein funktionsfähiges Bodenradar, obwohl dieses schon Jahre installiert werden sollte. Die kleine Maschine wurde von den Lotsen übersehen. Die Verantwortlichen, unter anderem der Flughafendirektor und der damalige Chef der Flugsicherung, wurden in 2004 zu 6-8 Jahren Gefängnis verurteilt.
Das schlimmste Unglück in Deutschland: der Zusammenstoß von Überlingen 2002
Am 1. Juli 2002 ereignete sich das bisher folgenschwerste Unglück in Deutschland. In 11000 Meter Höhe stießen über dem Ufer des Bodensees bei Überlingen eine russische Tupolew-154 und eine Boeing-Frachtmaschine zusammen und stürzen ab. Alle 71 Insassen wurden getötet. Nur durch Zufall wurde niemand von den herabstürzenden Wrackteilen getroffen.
Ursache: Technische Probleme und Fehler bei der zuständigen Schweizer Flugsicherung, falsche Pilotenreaktion auf die Warnung des Kollisionsradars - eine spannende und komplexe Verkettung vieler unglücklicher Ursachen. Angehörigen der russischen Opfer übten Selbstjustiz: der zuständige Fluglotse wurde ermordet. Sie hatten eine offizielle Entschuldigung erwartet.
Das einzig Gute an diesen Flugzeugabstürzen: in fast allen Fällen wurden Konsequenzen gezogen und Technik und/oder Sicherheitsmaßnahmen wesentlich verbessert. Das ist man den Opfern schuldig.
Mehr:
- Flugunfälle in Deutschland
Viele Zwischenfälle in der Statistik der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung - www.Flugzeug-absturz.de
Deutsche Website zu Flugunfällen - www.airdisaster.com
Englischsprachige Website zu Flugunfällen
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