Pressemitteilung der Stadt Mainz vom 03.07.2013
Katrin Eder: „Wissenschaftliche Belege liegen nun vor - nun muss Bundespolitik ihre Hausaufgaben machen!“
„Die größten Befürchtungen werden mit der Studie belegt - dies ist kein Tag des Jubels, denn die Befunde der Untersuchung der Universitätsmedizin sind erschreckend und sollten für alle ein Alarmsignal sein. Es ist an der Zeit, dass diese Erkenntnisse nun schnellstmöglich dazu führen, ein rigides Umdenken einzuläuten: Fluglärm des Nachts wirkt sich wissenschaftlich belegbar in signifikant negativer Weise auf nicht vorbelastete, junge Menschen aus, die bei guter Gesundheit sind - von Vorschädigungen ganz zu schweigen. Die Bundesgesetzgebung ist nun aufgefordert, mit Blick auf das Fluglärmschutzgesetz die Augen vor der Realität zu öffnen: Die Studie von Professor Münzel belegt schwarz auf weiß, dass nächtliche Fluglärmbelastungen massive gesundheitliche Schäden verursachen können. Es kann kein ,Weiter so!‘ geben - diesen erschreckenden Befunden müssen Maßnahmen folgen - nicht nur die Bundespolitik muss nun endlich ihre Hausaufgaben erledigen! Auch von der hessischen Landesregierung fordern wir die Einhaltung des Nachtflugverbotes sowie die Umorganisation des Flugplans in den Abendstunden“, betont Umweltdezernentin Katrin Eder.
Die Untersuchung der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin beweise verifizierbar: Fluglärm könne bei gesunden Menschen zu Gefäßfunktionsstörungen, einem erhöhten Stresshormonspiegel und zu einer verminderten Schlafqualität mit drastischen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System führen. Mit der Publikation im „European Heart Journal“ belegen die Mainzer Wissenschaftler auf der Basis von 75 Probanden, dass bei Belastungen mit Nachfluglärm Gefäßschäden drohen. Mehr noch: Sie zeigt auch erstmals konkret auf, wie und bei welchen Schallpegeln Gefäßschäden entstehen.
Für die Landeshauptstadt Mainz, so Eder, unterstützen die Ergebnisse der Universitätsmedizin die Forderung, dass der Schutz vor Fluglärm in der gesetzlichen Nacht von 22.00 bis 6.00 h umso nachdrücklicher. Die Studie unter Leitung von Univ.-Professor Dr. Thomas Münzel verändere den Blick auf die Gesamtthematik der Nachtbelastungen durch Flugzeuge: „Solch hochgradig alarmierende Befunde müssen zu grundlegenden Restriktionen führen. Denn unter dem Strich bedeutet dies, dass Gesundheitsschäden wegen Fluglärmbelastungen künftig justiziabel sind“, so Umweltdezernentin Katrin Eder.
Hintergrund:
Im Rahmen der Studie waren 75 gesunde Männer - ohne diagnostizierte Vorschädigung des Herz-Kreislauf-Systems - in randomisierter Abfolge während des Schlafs drei unterschiedlichen Lärmszenarien ausgesetzt worden. Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 26 Jahren.
In diesen Lärmszenarien wurden Nachtflüge mit einem durchschnittlichen Lärmwert von 60 Dezibel simuliert und die Probanden zu Hause dieser Lärmbelastung in einem Feldversuch variabel ausgesetzt - mal mit 30, mal mit 60 simulierten Nachtflügen, als Kontrolle auch mit „lärmfreien“ Nacht-Szenarien.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass Nachtfluglärm bei den Probanden das Stresshormon Adrenalin steigerte und die Gefäßfunktion, die mit hochauflösenden Ultraschallgeräten gemessen wurde, signifikant verschlechterte. Die Studienergebnisse belegen, dass in gleicher Weise wie die Fluggeräusche zunehmen, die Erweiterungsfähigkeit der Arterien (Endothelfunktion) abnimmt und sich eine sogenannte „endotheliale Dysfunktion“ entwickelt.
„Nächtlicher Fluglärm ist als wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bewerten. Daher sollte die Lärmbelastung der Bevölkerung möglichst gering gehalten werden“, so Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz.
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