Armer St. Florian - er kann nichts dafür!
Mit dem nach ihm benannten Prinzip tun wir ihm Unrecht
<p style="color:navy;font-weight:bold; ">Mülldeponie? Sicher, aber doch nicht in unserer Stadt!<br /> Subventionen kürzen? Dringend nötig, außer in meinem Bereich!<br /> Flughafenausbau ja, aber nur eine Variante, die mir keine Belastungen bringt! </p> <p>Wer so denkt und agiert, handelt nach dem <b>"St.Florians-Prinzip"</b>: Eine Maßnahme wird im Prinzip befürwortet, aber nur, wenn die eigenen Interessen von der Umsetzung dieser Maßnahme nicht negativ betroffen sind. Den Nutzen aus der Maßnahme mitnehmen, den Schaden aber auf den Nachbarn abschieben - eine allzu menschliche, aber nicht gerade geschätzte Einstellung, die leider in den letzten Jahren immer mehr zuzunehmen scheint.</p> <p><div style="font-size:160%; font-weight:bold; color:#dd0000; font-style:italic; text-align:center; font-family:'serif'; "> "Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd's andere an!" </div></p> <p>heißt das St.Florians-Prinzip im Original, und es ist fast ein Schimpfwort. Mit Recht, denn dieser Wunsch ist wirklich nicht besonders nett. Doch der heilige St. Florian kann nichts dafür. <b>Er hat das nach ihm benannte Prinzip nicht erfunden.</b> Und wenn er es gekannt hätte, hätte er es bestimmt nicht gebilligt.</p> <h6>Wer war St. Florian eigentlich?</h6> Die Überlieferung sagt: Florian war ein hoher römischer Staatsbeamter, der zum christlichen Glauben übergetreten war. Er lebte im 3. Jahrhundert n. Chr. im heutigen St. Pölten (Österreich). Als der römische Staat wieder einmal im Rahmen einer Christenverfolgung im heutigen Lorch an der Enns 40 Christen gefangen genommen hatte, machte sich Florian persönlich auf den Weg, um seinen Glaubensbrüdern zu helfen und bekannte sich vor den Behörden als Christ. Da er sich konsequent weigerte, seinem Glauben abzuschwören und die Götter des Römischen Staates anzuerkennen, wurde er verhaftet und gefoltert und starb, ebenso wie seine 40 Gefährten, am 4. Mai 304 den Märtyrertod. Später wurde er heilig gesprochen. Florian ist der erste österreichische Märtyrer und Heilige.</p> <p>In seiner Jugend soll Florian ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben - aber erst im 15. Jahrhundert setzte sich diese Überlieferung durch, die heute seine Bedeutung begründet. Als <b>Schutzheiliger der Feuerwehr</b> und anderer Berufsgruppen ist Florian sehr populär geworden. Florian wurde wohl oft als Nothelfer um den Schutz vor Feuer angerufen. Irgendwann entstand dann wohl auch die Version der Bitte, St. Florian möge dafür sorgen, dass statt des eigenen Hauses ein anderes abbrenne. In seinem Sinn gewesen wäre eine solche Bitte sicher nicht.</p> <p><b>In schwierigen Zeiten zu seiner Überzeugung zu stehen, Zivilcourage zu zeigen, Freunden in der Not beizustehen:</b> so würde man Florians Verhalten heute beschreiben. Deswegen wird er in seiner Heimat auch heute noch verehrt. Das St. Floriansprinzip - in der alten und in allen neuen Varianten - steht den Grundsätzen des St. Florian diametral entgegen und sollte deshalb nicht nach ihm benannt werden. Den allgemeinen Sprachgebrauch können wir nicht ändern. Aber eins können wir tun: das Prinzip einfach nicht anwenden. </p>
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