BBI: Fraport geht mit der Geschichte um, wie mit dem Wald.
Pressemitteilung vom 30.4.2009 zum "Spatenstich" für die neue Landebahn am 8. Mai
Von: @Bündnis der Bürgerinitiativen <2009-04-30>
Für den 8. Mai plant Fraport eine Feier zum "ersten Spatenstich", dem offiziellen Beginn der Bauarbeiten für die neue Landebahn - vor der Entscheidung über die Klagen. Das BBI protestiert gegen den Vorgang und den gewählten Termin.

Für den vorzeitigen Spatenstich zur noch nicht genehmigten Landebahn hat sich Fraport ein höchst symbolträchtiges Datum für die Feier mit den Profiteuren der riesigen Umweltzerstörung ausgesucht.

Die Wahl des Datums 8. Mai für diese makabre Inszenierung zeigt die ganze Verachtung, die Fraport und Landesregierung für die Bevölkerung haben. So wie sie in den Pseudoverfahren bisher mit den Sorgen der Menschen umgegangen sind, zeigen sie an diesem Tag nun ungeniert, wer alles und alle im Griff hat, wer heute Sieger ist und die Bedingungen diktiert. Dass der nur am eigenen Profit orientierten Aktiengesellschaft das Gefühl fehlt, hat das Bündnis der Bürgerinitiativen nach all den bitteren Erfahrungen nicht anderes erwartet. Aber wenigstens die Landeregierung hätte ein wenig Gespür für die historische Wende des 8. Mai 1945 zeigen müssen. Unsäglich, am Tag der Befreiung signalisieren der Ministerpräsident und sein Wirtschaftsminister der Region mit der Teilnahme am Baubeginn: Wir sind sicher, was unsere Kasseler Richter für ein Urteil sprechen! Bevor auch nur der erste Kläger angehört wurde, feiert man das Ergebnis, dessen man sich sicher ist. Alle Bedenken werden abgeschmettert!

Wer die mit Vorabgenehmigung dieses Gerichts geschaffene riesige Ödnis sieht, wo Bannwald stand, und an den heißen April und den Klimawandel denkt, weiß, wer durch diesen Frevel gewinnt und wer verliert. Den älteren Bürgern im Umland des Flughafens drängen sich Erinnerungen an lange Verdrängtes auf. Bevor der Krieg am 8. Mai 45 zu Ende ging, mussten 1699 ungarische Jüdinnen aus der KZ-Außenstelle in Walldorf die Rollbahn bauen, die den Kern des heutigen Flughafens bildet. Als Kontrast zur geplanten Jubelfeier wird an deren Vorabend, 7. Mai um 21 Uhr, an der Mahnwache neben den Rodungen der Film "Die Rollbahn" gezeigt. Er schildert die fürchterlichen Bedingungen, unter denen die jüdischen Frauen arbeiten mussten. Wenn heute Hartz-IV-Empfänger hinter den Zäunen stehen ist das zwar ein Unterschied, aber nur ein gradueller: sie werden so schlecht bezahlt, dass sie damit ihre Familien nicht ernähren können. Die Profite fließen in andere Taschen.

Für den 8. Mai rufen die Bürgerinitiativen auf, die Spatenstecher mit Protesten an der Zufahrt beim Parkplatz Okrifteler Straße ab 10 Uhr zu empfangen.

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