Am Frankfurter Flughafen hat die zweite vom "Forum Flughafen und Region (FFR)" ausgerichtete Konferenz ICANA 2013 ("International Conference on Active Noise Abatement") stattgefunden. Die Konferenz soll dazu dienen, die vom FFR für den Flughafen Frankfurt ausgearbeiteten und geplanten Maßnahmen zum aktiven Schallschutz international bekannt zu machen und das Thema mit Experten von anderen Flughäfen und Luftfahrtunternehmen zu diskutieren. Schwerpunkt der Diskussion waren diesmal technische Möglichkeiten beim aktiven Schallschutz. Diskutiert wurde der aktuelle Forschungsstand, konkrete Anwendungen des aktiven Schallschutzes und die Standpunkte und Planungen wichtiger Akteure, wie Fluggesellschaften und Flugzeughersteller zu diesem Thema.
In der Pressemitteilung des FFR wertete der FFR-Vorsitzende Prof. Wörner die mit 200 Teilnehmern gut besuchte Konferenz als vollen Erfolg. Das internationale Interesse zeige, dass Frankfurt eine führende Rolle auf diesem Gebiet einnehme. FFR-Vorstandsmitglied Quilling (Landrat im Kreis Offenbach) sagte, für die Kommunen sei das im FFR verfolgte "permanente Arbeiten an Maßnahmen zur Verringerung negativer Auswirkungen des Flugbetriebes gemeinsam mit der Luftfahrtseite essentiell". Der Fraport-Vertreter im FFR-Vorstand Peter Schmitz, sieht in der Zusammenarbeit im FFR einen unverzichtbaren Bestandteil der Firmenpolitik. Der Flughafen sei auf die Akzeptanz in der Region angewiesen. Auch der Vorsitzende der Fluglärmkommission Jühe äußerte sich lobend über die Konferenz.
Der FFR-Vorstand stellte auf der Konferenz die ein Positionspapier vor, das die Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit des FFR zum "Aktiven Schallschutz" darstellt, die sog. "Frankfurter Erklärung". Die dargestellten Maßnahmen sollen auch auf andere Flughäfen übertragbar sein. Als Zielsetzung ist in dem Papier genannt, einen "möglichst weitreichenden gesellschaftlichen Konsens mit der Bevölkerung im Umland über den Betrieb großer Verkehrsflughäfen" herzustellen, indem die Belastungen in Grenzen gehalten werden. Das soll erreicht werden, indem durch leisere Flugzeuge, geänderte Flugverfahren (und Umverteilung des Lärms) die Lärmbelastung auch bei steigender Zahl der Flugbewegungen nicht weiter ansteigt. Prof. Wörner hatte ein entsprechendes Konzept für Lärmobergrenzen (im Gegensatz zu einer Beschränkung der Zahl der Flugbewegungen) bereits im Februar 2013 vorgestellt.
Im einzelnen werden in dem Papier die Aktionsfelder "Fluggerät", "Regulierung, Politik und Verwaltung" und "Flugverfahren und Flugrouten" angeführt.
Beim Punkt Fluggerät soll auf leisere Flugzeuge hingewirkt werden, bei der Konstruktion und der Beschaffung von neuen Flugzeugen und auch durch Umrüstung von älteren Modellen.
Von der Politik wird erwartet, dass neue Technologien und auch neue Flugverfahren schneller in Betrieb gehen können. Neue Flugverfahren (z.B. satellitengestützte Navigation) sollen eingesetzt werden können, auch wenn noch nicht alle Flugzeuge sie nutzen können. Abgaben und Entgelte sollen die Einführung aktiver Schallschutzmaßnahmen fördern, und es soll genügend Geld für die beteiligten Akteure geben, um die An- und Abflugverfahren ständig zu optimieren. Auf der Landesebene soll dafür gesorgt werden, dass in Nacht- und Randzeiten nur leisere Flugzeuge eingesetzt werden, für vom Fluglärm stark belastete Kommunen soll es Förderprogramme zur Strukturentwicklung geben, und es sollen "Kommunikations- bzw. Dialogstrukturen geschaffen werde, die geeignet sind, breitere Akzeptanz für strategisch angelegte Lärmminderungskonzepte herstellen zu können". Kommunen werden aufgefordert, konstruktiv in Institutionen wie dem FFR mitzuarbeiten und auf neue Siedlungsgebiete oder Nachverdichtung in besonders vom Fluglärm belasteten Gebieten zu verzichten.
Bei den Flugverfahren wird im Papier eingeräumt, dass mit den neuen lärmmindernden Verfahren meistens eine Umverteilung der Belastung einhergeht, besonders bei der Satellitennavigation, mittels derer größere Städte (auf Kosten des Umlandes) entlastet werden sollen. Akteure werden hier aufgefordert, die Maßnahmen "frühzeitig, transparent und verständlich" zu kommunizieren. Für die Belastung soll ein "gerechter Maßstab" verwendet werden, was hier natürlich der "Frankfurter Fluglärmindex" ist (in Zürich gibt es etwas ähnliches). Die Flughafenbetreiber werden aufgefordert, die Einführung von beschlossenen Maßnahmen zum aktiven Schallschutz zu unterstützen und die Infrastruktur dafür bereit zu stellen sowie durch die Gestaltung von Gebühren deren Einführung zu fördern.
Im Schlusswort findet man nochmals die Zielsetzung, dass der Flughafen Frankfurt auch im internationalen Vergleich im Jahr "2020 bei der eingesetzten Flotte, der Nutzung moderner Navigationsverfahren, lärmarmer An- und Abflugverfahren und intelligenter Bahnnutzungskonzepte zur Schaffung von Lärmpausen ganz vorne stehen" soll, auch wenn das nicht einfach zu erreichen ist und lange dauert.
- Pressemitteilung des FFR zur ICANA und Text der "Frankfurter Erklärung"
- *** Neu *** Dokumentation zur ICANA 2013
- Artikel in der FNP zur Konferenz
Insgesamt werden in der Frankfurter Erklärung die im Vorstand des FFR verfolgten Konzepte dargestellt und mit entsprechenden Anpassungen zum europa- oder sogar weltweiten Export vorgeschlagen, da man sich als "Marktführer" auf dem Gebiet sieht. Die Forderungen an die Landespolitik entsprechen weitgehend dem, was in Hessen in der "Allianz für Lärmschutz" (vom Februar 2012) festgelegt wurde. Alle an der Entwicklung des Fluglärms Interessierten sollten die Erklärung daher genau studieren - hier werden Weichen gestellt.
Mitglieder von Bürgerinitiativen werden allerdings trotz der dargestellten optimistischen Aussichten weiter zur Montagsdemo gehen müssen. Ihre Forderungen wie eine Ausweitung des Nachtflugverbotes, eine Begrenzung der Zahl der Flugbewegungen auf weniger als heute oder Mitbestimmung der Bürger bei der Festlegung von Flugrouten sind in dem Positionspapier nämlich nicht enthalten.
Eine kritische Auseinandersetzung mit der Konferenz findet sich in der Rede von Berthold Fuld auf der Montagsdemo. Auch die "Frankfurter Erklärung" wurde auf der Montagsdemo kritisch betrachtet, siehe dazu die Rede von Klaus Rehnig.