Pressemitteilung des HMWEVL vom 23.04.2015
Als einen Gewinn für die Anwohner des Frankfurter Flughafens bezeichnet Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir den Beginn der Erprobung siebenstündiger Lärmpausen. „In der weit überwiegenden Anflugrichtung haben abends über 100.000 Bürgerinnen und Bürger eine Stunde früher Ruhe, morgens sind es rund 14.000“, sagte der Minister am Donnerstag. „Die Hessische Landesregierung wird den Weg hin zu mehr Lärmschutz weitergehen. Mit dem Beginn des Probebetriebs der Lärmpausen haben wir ein wichtiges Etappenziel erreicht.“ Als weitere angestrebte Maßnahmen nannte Al-Wazir die Einführung einer Lärmobergrenze und die weitere Spreizung der lärmabhängigen Landeentgelte.
Lärmpausen sind kein Nullsummenspiel
„Natürlich werden durch die Bündelung von Starts und Landungen auch Anwohner zeitweilig mehr belastet“, sagte der Minister. „Aber das sind unter dem Strich deutlich weniger, die zudem größtenteils zu anderen Zeiten dafür entlastet werden. Die Lärmpausen sind kein Nullsummenspiel, sondern ein echter Fortschritt. Die Landesregierung erfüllt damit einen weiteren Punkt des Koalitionsvertrags. Ich freue mich, dass die Abwicklung der Flüge heute Morgen reibungslos funktioniert hat. Nun kommt es darauf an, weitere Erfahrungen im praktischen Betrieb zu sammeln.“
Lärmpausen - so ist der Ablauf
Seit Donnerstag werden alle von Osten landenden Maschinen nach 22 Uhr auf die Südbahn geleitet. Damit haben die Anwohner in der Anflugschneise der Nordwestbahn bereits eine Stunde vor Beginn des Nachtflugverbots keine Flugzeuge mehr im Anflug über ihren Köpfen. Zwischen 5 Uhr und 6 Uhr wird für Landungen die Nordwest- und Centerbahn genutzt, dafür wird die Südbahn nicht angeflogen.
Zehntausende Menschen entlastet
„Nach den unabhängigen Berechnungen der Fluglärmkommission entlasten wir damit zehntausende Menschen insbesondere in den hoch betroffenen Städten Frankfurt und Offenbach“, erläuterte Al-Wazir. „Wo es – wie etwa in Neu-Isenburg - zusätzliche Belastungen im Nahbereich am Abend gibt, haben die Bewohner im Gegenzug am Morgen eine Stunde länger mehr Ruhe. So war es auch heute Morgen in Neu-Isenburg der Fall.“ Unterm Strich schafft das Modell für über 40.000 Menschen eine zusätzliche Lärmpause über das Nachtflugverbot hinaus. „Ich finde: Das ist es wert, erprobt zu werden.“
Wissenschaftliches Monitoring wertet Lärmpausen aus
Die Lärmpausen werden nun von einem wissenschaftlichen Monitoring begleitet. Neben der Auswertung der tatsächlichen Flugbewegungen und der Lärmmessungen sollen auch Bewohner in den Anflugschneisen befragt werden. „Wir werden genau beobachten, wie groß die Entlastung bei den Bewohnern in den Anflugschneisen tatsächlich ist und wie die Lärmpausen und Bündelungen wahrgenommen werden“, so Al-Wazir.
Dank an die engagierten Akteure
Der Minister dankte dem Flughafenbetreiber Fraport, der Deutschen Flugsicherung, der Lufthansa, dem Bundesverband der deutschen Fluggesellschaften (BDF) und dem Board of Airline Representatives in Germany (BARIG) für die engagierte Mitarbeit bei der Entwicklung und Umsetzung des Lärmpausen-Modells. „Frankfurt realisiert damit als erster internationaler Großflughafen eine Lärmpausenregelung zusätzlich zu einem absoluten Nachtflugverbot - im Interessse der Anwohner.“
Bündel von zusätzlichen Maßnahmen
Al-Wazir: „Die Lärmpausen sind ein wichtiger Baustein der Entlastung der Region von Fluglärm. Aber sie sind eben nur ein Baustein in unseren Anstrengungen zur Verringerung des Fluglärms. Wir arbeiten weiter an einem ganzen Bündel von zusätzlichen Maßnahmen – insbesondere an der Einführung einer Lärmobergrenze. Das ist das zentrale und wirkmächtigste Instrument zur Deckelung des Fluglärms. Wir werden weiter mit aller Kraft daran arbeiten, die Region von Fluglärm zu entlasten.“
Weitere laufende und geplante Maßnahmen im Überblick:
Erarbeitung eines Modells zur Einführung einer Lärmobergrenze
Die Einführung einer Lärmobergrenze ist das zentrale strategische Instrument für mehr Lärmschutz in der Region. Das HMWEVL leistet hier Pionierarbeit. Ein entsprechender Vorschlag wird bis zum Sommer 2016 vorgelegt. Die Lärmobergrenze soll dabei deutlich unter den für das Jahr 2020 im Planfeststellungsbeschluss prognostizierten Werten liegen.
Weitere Mittel für fluglärmbelastete Kommunen zur nachhaltigen Kommunalentwicklung
Den Kommunen stehen über den freiwillig vom Land eingerichteten Regionalfonds u. a. Mittel zum baulichen Schallschutz an Kitas und Schulen bereit. Auf Wunsch der Kommunen beabsichtigt das Land, die nicht ausgeschöpften Mittel aus der Säule II des Regionalfonds (Zuschüsse an Kitas und Schulen für zusätzliche Maßnahmen des baulichen Schallschutzes) in die Säule III des Regionalfonds (Zuschüsse an Gemeinden zur nachhaltigen Kommunalentwicklung) zum Verbleib bei der jeweils betroffenen Kommune kurzfristig zu überführen.
Norah-Studie: Maßnahmenpaket beschlossen
Nach der Veröffentlichung des so genannten Kindermoduls der NORAH-Lärmwirkungsstudie im November 2014 bietet die Landesregierung den betroffenen Grundschulen individuelle Beratung, weitere Lärmschutzmaßnahmen sowie zusätzliche Leseförderung an. Dabei geht es auch um Möglichkeiten, bestehende Defizite beim Schallschutz an Grundschulen zu beheben.
Maßnahmenpaket aktiver Schallschutz
Das HMWEVL beteiligt sich aktiv an der Prüfung und Ausgestaltung eines zweiten Maßnahmenpakets aktiver Schallschutz im FFR. Beispielsweise setzt sich das HMWEVL dafür ein, dass das auf der Nordwestlandebahn erfolgreich erprobte steilere Anflugverfahren (Gleitwinkel 3,2 Grad) auch auf dem Parallelbahnsystem eingeführt wird.
Lärmentgelte 2016
Der Flughafen Frankfurt soll auch weiterhin weltweiter Vorreiter in der Entwicklung und Anwendung der lärmabhängigen Entgelte bleiben. Für die neuen Entgeltordnungen ab dem Jahr 2016 ist das Ministerium im Gespräch mit der Fraport, um eine überproportionale weitere Anhebung des lärmabhängigen Entgeltanteils und eine weitere Spreizung der Lärmentgelte zu erreichen.
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