KREIS GROSS-GERAU – Landrat Thomas Will und Erster Kreisbeigeordneter Walter Astheimer haben den Vorstandsvorsitzenden der Fluggesellschaft Condor, Ralf Teckentrup, zur Rücknahme seiner umstrittenen Äußerungen im Zusammenhang mit dem Lärmschutz am Frankfurter Flughafen aufgefordert. Teckentrup war mit dem Satz zitiert worden, dass man bei der Belastung durch Fluglärm "über ein paar tausend Leute" rede, "die alle nicht dort wohnen müssen, wo sie wohnen."

In einem Schreiben an den Condor-Aufsichtsratsvorsitzenden Heiner Wilkens bitten Will und Astheimer diesen darum, "Herrn Teckentrup aufzufordern, diese Äußerung zurückzunehmen und sich öffentlich für sein Fehlverhalten zu entschuldigen. Sollte Herr Teckentrup dazu nicht bereit sein, fordern wir Sie auf, sich dafür einzusetzen, dass sich die Condor Flugdienst GmbH unverzüglich von Herrn Teckentrup trennt."

Im Umkreis des Frankfurter Flughafens, so der Landrat und der Erste Kreisbeigeordnete, seien weit über 100.000 Menschen ganz erheblichen Belastungen durch Fluglärm ausgesetzt: "Belastungen, deren gesundheitsschädliche Folgen wissenschaftlich belegt sind und die durch die Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest noch stark zugenommen haben. Das im Mediationsverfahren auch unter Mitwirkung der Vertreter der Luftverkehrswirtschaft vereinbarte und nunmehr höchstrichterlich bestätigte Verbot von Starts und Landungen zwischen 23 Uhr und 5 Uhr stellt hier eine zwar unzureichende, aber immerhin spürbare Kompensation dar. Auch Herr Teckentrup täte gut daran, sich zu diesem Minimalkonsens zu bekennen: Denn unternehmerische Freiheit endet spätestens dort, wo das Leben und die Gesundheit vieler tausend Menschen bedroht sind!"

Als "nachgerade skandalös" bezeichnen es die beiden Politiker, dass Teckentrup die vom Fluglärm betroffenen Menschen indirekt dazu auffordere, sich nach einem anderen Wohnort umzusehen: „Hier wird nichts weniger gefordert, als dass ganze Städte und Gemeinden mit all ihren Einwohnern und sozialen Einrichtungen den wirtschaftlichen Interessen eines Privatunternehmens weichen sollen!“ Unser Land und unser ganzer Kontinent blickten auf eine schlimme Geschichte erzwungener Auswanderung zurück, die teilweise bis in die letzten Jahre reiche: "Gerade vor diesem geschichtlichen Hintergrund ist die Bemerkung von Herrn Teckentrup an Zynismus nicht zu überbieten und völlig unerträglich!"